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Montag, 6. Februar 2017

Welche Werte werden den unvermeidlichen "Systemneustart" am wahrscheinlichsten überleben?

Immer eine gute Investition: Gold, Silber und eine Schaufel

Von Charles Hugh Smith für www.OfTwoMinds.com, 5. Februar 2017

Fähigkeiten, Wissen und soziales Kapital werden ohne Schaden auf der anderen Seite des Wurmloches rauskommen. Von zentral kontrollierten Institutionen verwaltete finanzielle Werte dagegen werden es nicht.

Ein langjähriger Brieffeund stellte vor kurzem eine Frage, die sich jeder amerikanische Haushalt stellen sollte: Welche Werte werden den unvermeidlichen "Systemneustart" am wahrscheinlichsten überleben? Es handelt sich hierbei um eine sehr wichtige Frage, da nicht alle Werte gleich sind hinsichtlich ihrer Überlebensfähigkeit in einer Krise, in der die Regeln sich ohne Vorwarnung ändern.

Wer zweifelt, dass die Implosion oder der Neustart des Systems nicht unausweichlich ist, der sollte "Is America In A Bubble (And Can It Ever Return To 'Normal')?" lesen [Befindet sich Amerika in einer Blase (und kann es jemals wieder zurück zum 'Normal' gelangen)?, d.Ü.]. Dieser kurze Aufsatz bietet Schaubilder, in denen die ernüchternde wirtschaftliche Situation sichtbar wird: Amerika ist davon abhängig, dass die Blasen einer Vielzahl von Werten nicht platzen - etwas, das geschichtlich betrachtet nicht möglich ist.

Es geht dabei nicht nur um den finanziellen Neustart, der unvermeidlich ist - es wird auch einen politischen und sozialen Neustart brauchen. Wer mehr darüber erfahren will, dem sei mein kurzes Buch "Why Our Status Quo Failed and Is Beyond Reform" empfohlen [Warum unser Status Quo gescheitert und nicht mehr reformierbar ist, d.Ü.]. Die Arbeitseinkommen (Löhne) relativ zum BIP sinken seit Jahrzehnten: Das bedeutet, die Arbeit trägt immer weniger zum wirtschaftlichen Wachstum bei. Da gleichzeitig zu den fallenden oder stagnierenden Einkommen aber Kosten und Schulden steigen, wird dieses Missverhältnis früher oder später mit der Insolvenz enden.

Die "Lösung" für diese Insolvenz bestand bislang in höheren Schulden und einer schuldenfinanzierten Ausgabenpolitik - im Kern bedeutet das, wir nehmen uns einen Teil unseres zukünftigen Einkommens, um heute einen höheren Konsum zu finanzieren. Jede neue Schuld aber verursacht eine geringere wirtschaftliche Aktivität und geringeres Wachstum. Das resultiert in verschwindenden Einnahmen: Am Ende werden die Kosten für zusätzliche Schulden die immer geringer werdenden Einnahmen übersteigen.

Was, wenn die Blasen trotz massiver Eingriffe durch die Zentralbank/den Staat platzen? Das gesamte sozio-politische/finanzielle System durchlebt dann einen "Systemneustart", in dem sämtliche phantasiegetriebenen Bewertungen, politischen Tabus, falschen Versprechungen und betrügerischen Behauptungen aufs Mal kollabieren. In einer Krise werden die priviligierten Eliten verzweifelt die Regeln ändern, um Einkommen und Vermögen der unteren 99,5% zu konfiszieren, um damit ihre eigene Macht zu erhalten.

Der Trick für sie besteht darin, es so zu machen, dass es keinen sofortigen politischen Aufstand provoziert.

Wir können ihre politischen Entscheidungen besser verstehen, wenn wir fragen: Was lässt sich leicht enteignen und was lässt sich nur schwer enteignen?

Die leicht zu enteignenden Werte werden zuerst enteignet. Jene Werte, bei denen eine Enteignung nur schwer möglich ist, werden einem weit weniger wahrscheinlich weggenommen, da sie mit hohen Enteignungskosten und dem Risiko eines politischen Aufstandes einhergehen.

Die Geschichte lehrt, dass die priviligierten Eliten zwei grundlegende Strategien für die Enteignung von Einkommen und Vermögen der Nicht-Eliten verfolgen werden:

  1. Sie werden enteignen, was sie leicht enteignen können: Finanzwerte, die unter staatlicher Kontrolle bei zentralisierten Institutionen gelagert werden, wie etwa Banken, Aktiendepots, Versicherungsverträge etc.
  2. Sie werden Methoden verwenden, die auf dem Zeitfaktor basieren und "verdeckte Enteignungen" ermöglichen: Inflation und Steuern.

Jegliches "Geld", das in den zentral kontrollierten Institutionen gelagert wird kann übernacht enteignet werden. Die Regeln dafür werden ohne Vorwarnung verändert werden, damit sich niemand dem System entziehen kann.

Die direkte Enteignung kann viele Formen annehmen. Die Spareinlagen könnten "in Anspruch genommen werden" (also von der Einlage zum Grundkapital der Bank werden). Große Geldnoten könnten für wertlos erklärt werden. Forderungen beim Finanzamt und der Rentenversicherung könnten in Staatsanleihen umgewandelt werden, um die "Konteninhaber vor risikoreichen Investitionen zu schützen." (Selbstverständlich werden alle Enteignungen als "zu Ihrem eigenen Schutz." dargestellt werden.)

Es könnte auch zur Einführung einer neuen Währung kommen, deren Wert um 90% unter dem der alten Währung liegt. Es könnte ein neuer Dollar kommen, oder die Sonderziehungsrechte zur Weltwährung erkoren werden, oder es könnte eine staatliche Digitalwährung eingeführt werden. Bei allen Varianten geht es aber immer darum, 90% des Wertes der alten Währung zu eliminieren.

Die indirekte "verdeckte" Enteignung hat ebenfalls mehrere Formen: Die langsame Währungsabwertung, auch bekannt als Inflation, dazu höhere Steuern und Gebührenerhöhungen (die sich nicht Steuern nennen, aber gleichzeitig nicht mehr Leistung bieten für den höheren Preis).

Das Endergebnis all dieser Masnahmen besteht darin, dass man weiterhin die versprochene Monatsrente von 2.000 Dollar enthält, allerdings liegt der Wert dieser Rente nach Inflation, Abwertung und Steuern bei 100 Dollar im Vergleich zur Kaufkraft der heutigen Währung.

Nun, was ist nur schwer zu enteignen? Einige Antworten darauf bietet mein Buch "An Unconventional Guide to Investing in Troubled Times", sowie "Get a Job, Build a Real Career and Defy a Bewildering Economy" [ein unkonventioneller Ratgeber, wie man in turbulenten Zeiten investiert; Wie man einen Arbeitsplatz bekommt, eine Karriere aufbaut und die abstürzende Wirtschaft schlägt, d.Ü.].

Völlig unmöglich ist die Enteignung von persönlichen Fähigkeiten, Erfahrungen und sozialem Kapital. Dabei handelt es sich um immaterielle Formen von Kapital und daher können diese nicht enteignet, wie es bei Gold, Geld, Land etc. der Fall ist.

Land und Immobilien sind aus zweierlei Gründen ebenfalls nur schlecht zu enteignen: Privateigentum ist das Rückgrad von Kapitalismus und Demokratie, sollte der Staat also versuchen, Privateigentum zu konfiszieren, dann würde es sehr wahrscheinlich einen politischen Aufstand verursachen, der am Ende Macht und Wohlstand der priviligierten Eliten bedrohen könnte.

Zweitens ist es sehr kostspielig für den Staat, die enteigneten Immobilien zu erhalten und produktiv zu bewirtschaften. Es braucht Wachen, Sabotage muss repariert werden und die enormen Kosten und Probleme, die mit einer rebellischen Bevölkerung einhergehen, die weiter all das für den Staat und dessen priviligierte Eliten bewirtschaften sollen, was ihnen einmal selbst gehörte, müssen gelöst und bezahlt werden.

Der Staat kann zwar Bauernhöfe, Gärtnereien und Werkstätten im Rahmen einer Steuerschuld enteignen (oder mit anderen, weniger legalen Mitteln), allerdings stellt sich immer die Frage, wie man die Leute dazu bringt, diese Einrichtungen produktiv zu bewirtschaften.

Als Regel bietet sich an, dass all das, was auch Superreiche besitzen von Enteignungen ausgenommen sein wird [Weingüter etwa, d.Ü.]. Private Immobilien sind die Grundlage des Reichtums der Eliten und auch wenn Grundeigentum von Schuldnern recht gut in der Form einer Steuerschuld enteignet werden kann (die Reichen werden sich aus der steigenden Steuerlast herauskaufen), so ist auch festzuhalten, dass Besitzer von schuldenfreiem Land und Immobilien eine politsche Macht darstellen, mit der man rechnen muss.

Wie ich in meinem Buch "Resistance, Revolution, Liberation: A Model for Positive Change" [Widerstand, Revolution, Befreiung: Ein Modell für positivie Veränderungen, d.R.] schreibe, gibt es da noch einen anderen Wert, den der Staat und seine herrschenden Eliten nicht enteignen können: Gemeinschaft.

Der Staat wird Probleme haben, Werte zu konfiszieren, die außerhalb seiner Zugriffsmöglichkeiten liegen. Dies erklärt die Beliebtheit für den Besitz von Grundeigentum in anderen Ländern und auch die Debatte um Cryptowährungen: Sind Staaten in der Lage, solche Währungen nach Belieben zu konfiszieren, oder entzieht sich diese Technologie deren Möglichkeiten?

Die Moral des ganzen ist die folgende: Fähigkeiten, Wissen und soziales Kapital werden ohne Schaden auf der anderen Seite des Wurmloches rauskommen. Land und Immobilienbesitz, sofern sie ohne Schulden sind, werden wahrscheinlich ebenfalls erhalten bleiben, so lange man in der Lage ist, die in der Krisenphase steigenden Steuern und Gebühren zu stämmen. Von zentral kontrollierten Institutionen verwaltete finanzielle Werte dagegen werden es nicht unbeschadet überstehen; es ist schlichtweg zu leicht für die Behörden, diese zu enteignen.






Im Original: Which Assets Are Most Likely to Survive the Inevitable "System Re-Set"?
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