Alles Zucker.. |
Von Martin Armstrong für www.ArmstrongEconomics.com, 9. Februar 2017
In den frühen Tagen der römischen Republik waren die Steuern recht niedrig und es gab auch keine direkten Steuern, sondern eine Grundsteuer, oder Reichensteuer auf alle Formen von Eigentum, darunter Land, Pferde, Sklaven, Tiere, Geld und persönliche Wertgegenstände. Der niedrigste Steuersatz lag bei gerade einmal 1%, wobei dieser hin und wieder auf 3% angehoben wurde. Das geschah im Falle eines Krieges, um die Armee zu finanzieren. Die Steuer wurde oftmals über die Kriegsgewinne wieder an das Volk zurückerstattet. Sie wurde direkt bei den Menschen erhoben, weshalb die Regierung regelmässig Volkszählungen durchführen musste. In der Bibel findet sich unter Lukas 2,1-5 die Stelle, an der beschrieben wird, wie Kaiser Augustus (27 v.Ch. - 14 n.Ch.) anordnete, dass das gesamte Römische Reich besteuert werden soll, und dass jeder in seiner Heimatstadt die Steuern abführen müsse. Daher kehrten Josef und Maria nach Betlehem zurück, wo Jesus geboren wurde. Von Ägypten wissen wir, das es während der Zeit von Augustus einen 14 Jahre dauernden Zyklus gab. Die Einwohner Ägyptens mussten die Lokalbehörden ein Formular ausfüllen mit den Namen, Alter und anderen identifizierenden Informationen aller Haushalte und deren Mitglieder. Tatsächlich haben viele der Papyrusformulare die Zeit überlebt. Es gibt eine fortlaufende Sammlung an Dokumenten, die jeden Zensus zwischen 33/34 n.Ch. bis 257/258 zeigen, wobei es Hinweise gibt, dass der Zyklus mindestens bis 19/20 n.Ch. zurückreicht.
Direkte Steuern waren im Römischen Reich unmöglich, daher gab es auch keine Einkommensteuer. Eigentumssteuern waren effizienter und konnten von der Zensusbehörde verwaltet werden. Einkommensteuern waren ganz einfach deswegen unmöglich, weil es den entsprechenden Mechanismus dafür damals noch nicht gab. Die Gemeinden konnten selbst entscheiden, wie sie die Steuerlast unter ihren Bürgern verteilen wollten. Es gab dazu die verhassten Steuereintreiber, die dem Staat die Steuern für eine Region im Voraus zahlen konnten und im Gegenzug das Recht bekamen, dort die Steuern einzuziehen. In Großbritannien wird das heute noch gemacht, indem den Studenten billige Kredite für ein paar Pfund verhökert, die dann von den Steuereintreibern eingetrieben werden, indem sie die Studenten jagen [und in Deutschland gibt es die GEZ, d.Ü.]. Die Römer haben das Steuereintreiberecht an den Höchstbietenden verkauft, wobei das nachfolgende Eintreiben der Steuern nicht das Problem des Staates war. Es gab auch die Verpflichtung, die Provinzsteuern umzuwandeln, da diese oftmals in Form von Gütern wie Getreide oder Tieren eingezogen wurden, die dann in Münzen umgetauscht werden mussten, mit denen der Staat bezahlt wurde. Die Steuereintreiber mussten ausreichend Umsatz machen, um die Vorauszahlung an den Staat finanzieren zu können, zuzüglich der Opportunitätskosten der gezahlten Gelder, dazu kame die Transaktionskosten für die Umwandlung der Steuereinnahmen in Münzen und der Rest war ihr Gewinn. Tatsächlich war das Steuereintreiben ziemlich profitabel und ein wichtiges Investitionsvehikel für die den Geldadel in Rom.
Augustus beendete dieses Steuereintreiben, welches die republikanischen Tage geprägt hat, da die Provinzen sich über die Ausbeutung beschwert hatten. Die Provinzen waren immer mehr überschuldet. Von Cicero wissen wir, dass Brutus kein Problem damit hatte, andere aus Gewinnstreben auszubeuten. Brutus war Steuereintreiber und wollte Gouvaneur von Zypern werden. Es war zu der Zeit, als sich Brutus damit bereichert hat und dann Ariobarzanes I. (96-63 v.Ch.) von Cappadocia (in der heutigen Türkei) einen Kredit mit 40% Zinsen gab, was deutlich über der damals erlaubten Wuchergrenze lag, was aber in Ciceros Aufzeichnungen über Brutus bestätigt wird.
Das augustinische Steuersystem war weitaus weniger progressiv als jenes der Republik. Verändert wurde es hin zu einer Pauschalbesteuerung mit der Berechnungsgrundlage relativ zu Reichtum und Bevölkerung. Die Steuereintreiber hatten fortan nur begrenzt Zeit, die Steuern einzutreieben, was dazu führte, dass sie vermehrt bei den Reichen die Steuern eingetrieben haben, weil das einfacher war, als erst die Schweine und Hühner der Armen umzuwandeln. Im augustinischen Steuersystem wurde die "Progressivität", wie sie den heutigen Einkommensteuer inhärent ist, weitgehen abgeschafft. Augustus Pauschalsteuer wurde quasi an das besteuerbare Wachstum angepasst, wobei die Gemeinden nur verpflichtet waren, eine bestimmte Summe zu zahlen. Daher blieb jede erzielte Einkommenssteigerung komplett bei den Menschen, sie musste nicht mit Rom geteilt werden. Jeder wusste im Voraus exakt, wie viel er zu zahlen hatte, und dass jedes Einkommen darüber komplett ihres war. Dieses Steuersystem hat dem Wirtschaftswachstum gedient und nicht dem Ausbeutersystem der Republik. Tatsächlich wurde Julius Caesar im Bürgerkrieg wegen der hohen Steuerlast und der Ausbeutung durch die Steuereintreiber unterstützt.
Die neue Pauschalbesteuerung war der Grundstein für den größten Wirtschaftsboom in der römischen Geschichte. Augustus sagte einmal:
"Ich fand mit Rom eine Stadt aus Ziegelsteinen vor und hinterliess Rom eine Stadt aus Marmor."
Tatsächlich gab Augustus mehrere große Marmormonumente in Auftrag, die teilweise 40 Jahre brauchten, bis sie fertig waren. Es gibt Hinweise darauf, dass permanent große Marmorblöcke durch die Stadt transportiert wurden und diese Staus verursacht haben. Marmorne öffentliche Plätze entstanden, wo Marmor früher Tempeln und den Anwesen der Reichen vorbehalten war. Das Pauschalsteuersystem hat wirklich einen Wirtschaftsboom ausgelöst, da es den Leuten Frieden und gute Geschäfte brachte - die Pax Romana war geboren.
Andere Vorteile des Römischen Reiches bestanden in der Handelsfreiheit und in der freien Religionsausübung bis zum Ende des dritten Jahrhunderts.
Im Original: Rome’s Flat Tax Created the Biggest Economic Boom in History