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Donnerstag, 25. Mai 2017

Die Islamisten sagen uns recht deutlich, was sie wollen - wir hören ihnen nur nicht zu



Von Douglas Murray für www.Spectator.co.uk, 24. Mai 2017

Der Ort des Aufeinandertreffens der beiden Welten hätte nicht schärfer definiert sein können. In der Manchester Arena verbrachten tausende junge Frauen den Abend singend und tanzend bei einem Auftritt von Ariana Grandes Dangerous Woman Tour [Gefährliche Frau Tour; d.Ü.]. Lieder wie "Side To Side" wurden gespielt: "Heute Nacht gibts einen Vertrag mit dem Teufel / Und ich weiß, das gibt Probleme.. / Erzählts den Nutten."

Auf sie und das Ende des Konzerts im Eingangsbereich wartete Salman Ramadan Abedi, ein 22 jähriger, dessen libysche Eltern sich in Großbritannien niederließen, nachdem sie vor dem Gaddafi Regime flohen. Ein Mann, dessen Nachbarn meinen, er müsse sich in Manchester radikalisiert haben, da ihn "all diese Typen" aus Tripolis vertrieben haben. Und so sind diese jungen Frauen - nachdem sie einen Abend lang unschuldigen Spass hatten - beim Verlassen der Manchester Arena auf einen Fundamentalisten des islamischen Glaubens getroffen. Ein Mann, für den das Konzept einer "gefährlichen Frau" kein Scherz war, keine "Emanzipation" und sicherlich keine Metapher. Abedi hat das alles für bare Münze genommen: Der Teufel, die Nutten, das ganze Zeugs.

Selbst nach all diesen Jahren, nach all diesen Anschlägen und all diesen Toten fragt sich der Westen nach jedem der Zwischenfälle wie jenem am Montagabend noch immer: "Warum machen die so etwas nur?" Die Antwort ist immer die selbe. Manchmal sind die Täter im Land aufgewachsen. Manchmal sind sie vor kurzem erst angekommen. Manchmal haben sie über Generationen im Westen gelebt und sich angepasst an Land und Leute. Manchmal - wie beim Attentäter von Stockholm, oder dem Selbstmordbomber im deutschen Ansbach - sind sie gerade erst vor ein paar Monaten ins Land gekommen. Manchmal behaupten die Leute dann, der Täter sei ein einsamer Wolf, der den Behörden bislang nicht bekannt war. Viel öfters aber entpuppen sie sich als bekannte Wölfe aus dem periphären Sichtfeld der Sicherheitsbehörden.

Und doch fragt sich unsere Gesellschaft: Warum würde jemand nur so etwas machen? Die erstaunten Gesichter wirken dabei jedes Mal seltsam - es ist, als würde die Gesellschaft wieder und wieder die selbe Frage stellen, sobald sie aber die Antwort bekommt steckt sie sich schnell die Finger in die Ohren.

Gerade erst letzten Monat wurde dieser inzwischen schon traditionelle nationale Ritus von niemand weniger als dem Dekan von Westminster, dem ehrwürdigen Pfarrer Dr. John Hall exerziert. Anfang April war die Westminster Abbey der Ort für einen nationalen Trauerakt für die Opfer des Terroranschlages von letztem Monat. Der Dekan nutzte seine Predigt - sie wurde beschrieben als "ein Dienst der Hoffnung" - um zu verkünden, dass Großbritannien "perpex" sei von den Taten durch Khalid Masood. Der Dekan fragte:

"Was nur könnte einen Mann motivieren, ein Auto zu mieten, um von Birmingham nach Brighton und dann nach London zu fahren, nur um dann damit in hoher Geschwindigkeit über Menschen zu fahren, die er nicht kannte, unmöglich kennen konnte und gegen die er keine persönliche Abneigung haben konnte, keinen Grund für Hass und nur, um dann weiter zu den Toren des Westminsterpalastes zu rasen, um noch einen Menschen zu töten? Es scheint, wir werden es nie erfahren."

Die Wahrheit ist, dass die meisten Menschen die Antwort erraten würden. Und hätte der Dekan nur ein paar Tage gewartet, dann hätte er es ebenfalls erraten können. Masood letzte Nachrichten bei WhatsApp, die er kurz bevor er mit seinem Auto über die Westminsterbrücke pflügte an einen Freund schickte ergaben, dass der muslimische Konvertit im Naman Allahs "in den Dschihad zog". Allerdings wäre es wirklich ungewöhnlich gewesen, hätte der Dekan mit diesem Wissen eine Korrektur von sich gegeben:

"Tut mir leid. Sieht ganz so aus, als wüssten wirs. Es ging um Dschihad für Allah." 

Die Unmöglichkeit dieses Szenario zeigt die tiefere - unter den Leichen und dem Blut verborgene - Zustandskrise, in den wir hineingerutscht sind.

Die Islamisten selbst könnten nicht klarer ausdrücken, was sie wollen und weshalb sie so handeln, wie sie es tun. Bei ihnen muss man nicht zwischen den Zeilen lesen. Man muss sich einmal Jawad Akbar anhören, der 2004 in Großbritannien aufgenommen wurde, als er über die Weichziele sprach, die er und seine mit Al-Kaida verbundene Terrorzelle treffen wollten. Unter den Zielen war der Ministry of Sound Club in London. Was war ihr Anreiz? Wie Akbar zu seinem Kollegen Omar Khyam meinte, könnte sich "am Ende niemand umdrehen und sagen: 'Oh, die sind unschuldig, diese herumtanzenden Schwuchteln'".

Es ist der selbe Grund, warum Bilal Abdullah und Kafeel Ahmed (ein Arzt und ein Ingenieursdoktorant) nächsten Monat vor zehn Jahren planten, eine Autobombe vor der Glasfront des Tiger Tiger Clubs in London zu zünden. Zur Sicherheit platzierten sie auf der selben Strasse ein bisschen entfernt eine weitere, in der Hoffnung, dass diese "Schwuchteln", die von der ersten Explosion wegrennen direkt in die zweite laufen. Es ist auch der selbe Grund, weshalb 2013 Irfan Naseer und seine 11 köpfige Zelle aus Birmingham für die Planung eines massiven Terroranschlages verurteilt wurden, bei dem sie - wieder einmal - das Ausgehviertel der Stadt treffen wollten. In fast schon bekanntem Ton spekulierte auch Naseer, dass dies ein Ort ist, wo "die Kuffar [ein abwertender Begriff für Nichtmoslems], Schwuchteln und Huren zum Trinken und Feiern hingehen" um dann "Sex wie Affen zu haben".

Wo kommt nur der Hass her, den diese Islamisten verinnerlicht haben und den sie auf die halbe Menschheit projezieren? Selbst moderate Moslems hassen es, wenn man sie danach fragt, nur diese Frage muss sich uns allen stellen. Wozu soll die Burka gut sein? Oder der Niqab? Oder auch nur das Kopftuch? Warum begrenzen muslimische Gesellschaften - unabhängig vom Maß der Freiheit für Männer - überall die Freiheit für Frauen? Warum gibt es Schariagerichte, die in Großbritannien legal agieren können, und die Frauen regelmässig diskriminieren? Warum hassen Islamisten vor allem Frauen ihres eigenen Glaubens, die ihre Stimme gegen die Fundamentalisten und Extremisten erheben?

Glauben die Leute, das alles kommt aus dem Nichts? Es war schon immer da. Es gehört zu den Gründungselementen der Religion und im Unterschied zu den (im Vergleich recht harmlosen) frauenbezogenen Aspekten in anderen Monotheismen, sind zu wenige bereit zuzugeben oder zu reformieren was der Islam an Hass, Herabwürdigungen und Strafen für Frauen enthält. Es ist eine Konstante der islamischen Geschichte, gemeinsam mit den Juden, den Schwulen und der "falschen Art Moslem": Immer und überall stellt sich die Frage der Frauen. Es ist unsere eigene Schuld, denn es wurde uns oft genug mitgeteilt. Der australische Kleriker Taj Aldin al-Hilali sagte 2006 in Sydney vor 500 Gläubigen:

"Wenn ihr unverhülltes Fleisch nehmt und ihr stellt es nach draußen, ohne dass es verdeckt ist und dann kommen die Katzen und fressen es weg, wessen Schuld ist es dann - das der Katzen, oder das des unverhüllten Fleisches? Das unverhüllte Fleisch ist das Problem. Wäre sie in ihrem Zimmer, in ihrem Haus, unter ihrem Kopftuch geblieben, dann wäre nichts passiert."

Diese Ansicht wird kaum verschleiert verbreitet. Es ist diese Verachung, die in den letzten Jahrzehnten zum Missbrauch von hunderten Mädchen in Rotherham, Rochdale, Oxfordshire und anderswo überall im Land geführt hat. Die Angst hat die pakistanischen Taliban dazu gebracht, im Jahr 2009 Shabana - die berühmteste Tänzerin der Region - im Swat Tal zu enthaupten. Und auch zur Steinigung von Ghofrane Haddaoui in Marseilles (ja, Marseilles!) im Jahr 2004.

Im Angesicht von Manchester gilt es auch das Sicherheitsthema anzusprechen. Nicht zuletzt, warum es schon wieder ein behördenbekannter Täter schaffen konnte, eine so effektive Bombe zu bauen. Das Gerede der letzten Jahre, mit dem wir uns in Großbritannien beruhigt haben, ist definitiv hinfällig - also dass die Sicherheitsdienste den Terroristen einen Schritt voraus sind, abgesehen von (unmöglich zu verhindernden) Fällen von Messer- oder Autodschihadangriffen. Was aber scheinbar unter Kontrolle schien lehrt uns nun - wieder einmal - eine weitere Lektion.

Theresa May und andere Poitiker betonen, dass sie nie nachgeben werden. Und sie haben Recht damit. Unter diesem Trotz aber liegen einige tiefe und zutiefst unbeantwortete Fragen. Fragen, die von der europäischen Öffentlichkeit immer mehr gestellt werden, die aber von ihren politischen Vertretern nicht im Geringsten anerkannt werden.

Vor genau einem Jahr veranstaltete die Polizei von Manchester eine sorgfältig ausgearbeitete Übung mit einem Terrorangriff auf ein Einkaufszentrum in der Stadt, um die Reaktionsfähigkeit der Sicherheitsorgane zu testen. An einer Stelle spielte ein Schauspieler den Selbstmordattentäter, der sich durch eine Tür kam und unter "Allahu Akbar" Geschrei die falsche Bombe zündete. Die Absicht bestand darin, das ganze sehr realistisch aussehen zu lassen. Die Verwendung des Dschihadistengebrülls aber verursachte eine Reaktion in den Sozialen Medien. Bald schon bedschwerten sich muslimische Gemeindesprecher in den Medien. Einer trat bei Sky auf und sprach über die Notwendigkeit, dass es "einen religiösen und kulturellen Kontext gibt, wenn sie so etwas üben, um die möglichen Folgen des ganzen besser einordnen zu können."

Der stellvertretende Polizeichef trat daraufhin reuemütig vor die Presse und gab zu:

"Wir geben zu, dass es unangemessen war, die religiöse Phrase im Zusammenhang mit dem gespielten Selbstmordanschlag zu verwenden. Wir anerkennen den Unmut und entschuldigen uns dafür."

Auch Polizeichef Tony Lloyd meldete sich dazu:

"Es ist frustrierend, dass die Operation von so einer unbedachten, unnötigen und inakzeptablen Entscheidung der Organisatoren gestört wurde, und dass die Schauspieler, welche die Terroristen spielten 'Allahu Akbar' brüllten, bevor sie sich in die Luft sprengten. Es hat dem ganzen nichts zusätzliches gebracht, sondern im Gegenteil, hat es die großartigen Beziehungen, die wir im Großraum Manchester zu den Gemeinden aufs Spiel gesetzt."

Wenn das Blut wieder von Manchesters Strassen runtergewaschen ist, dann könnte vielleicht mal jemand fragen, ob diese öffentlichen Erkärungen - egal ob von der Kanzel oder von der Polizei - schon einmal ein Leben gerettet haben, oder jemals eines retten werden?

Am Tag danach zur Mittagszeit im Piccadilly Garten hörte eine große Menschenmege einem Strassenmusiker zu, wie er die übliche Post-Massaker Liederliste abspielte: "All You Need is Love" und "Everything's Gonna Be Alright". Aber bei diesen Liedern oder auch "Imagine", da liegen die Strassenmusiker daneben. Wir müssen mehr als nur imaginieren. Wir müssen mehr als nur lieben. Alles wird nicht einfach wieder gut werden. Wir müssen dieses Problem angehen und es an den Wurzeln packen. Andernfalls wird unsere Gesellschaft weiter aufgerieben werden zwischen Menschen, die sagen was sie meinen und einer Gesellschaft, die ihnen nicht zuhören will. Sie werden wieder aufeinandertreffen, diese beiden Welten.

Am Montagabend trug Ariana Grande ihr übliches Outfit und sang:


"Du brauchst keine Erlaubnis / Habe entschieden und teste meine Grenzen / Das ist mein Ding, so Gott will / Ich bin bereit für alles / Absolut fokussiert."

Draußen wartete jemand, der wirklich fokussiert war. Es ist höchste Zeit, dass auch wir uns fokussieren.






Im Original: Islamists are very clear about what they want – we just aren’t listening
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