loading...

Samstag, 15. April 2017

Hat das Schliessen des Dschungels von Calais die Migrationskrise beendet?


Nein! Die Migranten wurden von den Hilfsorganisationen zurückgelockt und sind noch immer versessen darauf, Großbritannien zu erreichen. Von Sue Reid für www.DailyMail.co.uk, 14. April 2017

Das Picknick im Sonnenschein des Frühlingsabendes begann pünktlich. Ein lächelnder junger Mann in einer Schürze gab frische Baguettes aus, dazu ein Reisgericht und Salat, das alles im Gras auf einem Tisch stand, während im Hintergrund Indiemusik spielte. Es herrschte eine richtige Partyatmosphäre.

Wie aus dem Nichts versammelten sich dann um Punkt 18 Uhr fast 50 Gäste, alle mit sportlichen Kaputzenpullovern und Mützen bekleidet und sie alle schienen hocherfreut über das gastliche Angebot. Immerhin reisten sie einen langen Weg an und ihre Reise ist vieles, aber nicht vorbei.

Das Frischluftpicknick vor ein paar Tagen war ein kontroverses. Es wurde von Hilfsarbeitern an einem geheimen Ort in Calais ausgerichtet und war für hungrige Migranten in dem Ort gedacht, wo bis vor ein paar Monaten 6.000 Migranten darauf hofften, sich in LKWs zu verstecken, um dann auf den Kanalfähren nach England herüberzufahren.

Letzten Herbst wurde der "Dschungel von Calais" - ein von Migranten errichteter Bretterverschlag mit Kebabläden, halal Restaurants und sogar einem Puff, Kirchen und Moscheen - von den französischen Behörden planiert und die Einwohner auf 400 Zentren in ganz Frankreich verteilt, wo ihnen Flugtickets nach Hause angeboten wurden, oder die Gelegenheit auf einen Asylantrag.

Viele allerdings entzogen sich dem Behördenzugriff und zogen die Küste entlang weiter in ein anderes Migrantenlage nahe Dünkirchen.

In dieser Woche brach dort ein Feuer aus, nachdem es zu Gebietsstreitigkeiten zwischen kurdischen und afghanischen Schleusern kam, die im Verlauf das ganze Lager kaputt machten, das ursprünglich von Ärzte ohne Grenzen betrieben wurde. Einige Migranten erlitten Schnittwunden - und 600 sind komplett verschwunden.

Als der Dschungel abgerissen wurde, atmeten die Menschen von Calais vor Erleichterung auf.  Ein hochrangiger Lokalpolitiker sagte diese Woche aber:


"Wir haben auf einen Neuanfang gehoft für unsere liebenswerte Stadt, nachdem die Migranten über Jahre den Ort heimgesucht haben.

Allerdings kommen sie wieder zurück, da England noch immer ein Magnet ist und Calais ist der beste Ort für den Sprung dorthin."

Die Daily Mail konnte in Erfahrung bringen, dass nun wieder hunderte Illegale in Calais sind. Wöchentlich kommen mehr hinzu in der Hoffnung, es auf die Insel zu schaffen und sie übernachten dafür auf einem offenen Feld, das nur einen Steinwurf vom alten Dschungel entfernt liegt.

Das Überleben sichert ihnen eine Myriade von englischen und französischen Hilfsarbeitern, die kostenlos Schlafsäcke, frische Kleidung und Essen ausgeben - eine Großzügigkeit, die in Calais politische Konsequenzen hatte.

Im letzten Monat gab Bürgermeistern Natacha Bouchart ein Dekret heraus, mit dem die "regelmässige und dauerhafte" Verteilung von Essen an mit der Begründung verboten wurde, dass dies den Frieden und die Sicherheit der Einwohner bedrohen würde.

Allerdings wurde sie von Richtern am Regionalgericht von Lille überstimmt, die erklärten, dass es nach der EU Menschenrechtsgesetzgebung "unmenschlich und erniedrigend" sei, Migranten die Hilfe zu verweigern.

In ihrer Weisheit meinten die Richter, dass es nicht die milden Gaben der Hilfsarbeiter sind, von denen die Migranten nach Calais gelockt werden, sondern ihre verzweifelte Hoffnung auf die Weiterreise nach Großbritannien.

Was auch immer simmen mag - und Bürgermeisterin Bouchart wird gegen die Entscheidung in Berufung gehen - in Calais kehren nun zunehmend die alten Probleme zurück, da Migranten am Hafen, am Strand, im Wald und an den Strassen zum Hafen darauf lauern, einen nach England fahrenden LKW besteigen zu können.

Polizeifahrzeuge patrollieren 24 Stunden am Tag, versuchen sie zu erwischen, um sie dann abzuschieben.

Ich sprach mit fünf jungen Eritreern, die um 19 Uhr gerade über eine Autobrücke gingen, auf der man das alte Dschungellager überblicken konnte. Sie alle hatten einen in Klarsichtfolie verpackten blauen Schlafsack dabei, von dem sie meinen, sie hätten sie von den Hilfsarbeitern bekommen. Der 16 Jahre alte Merhawi sagte in gutem Englisch:

"Uns gefiel es dort nicht und es war nicht in der Nähe von England. Daher sind wir zurück und werden heute Nacht zwischen den Bäumen schlafen. Ja, es ist kalt, aber wir können mit den Schlafsäcken überleben."

Plötzlich kauerte er sich in eine Ecke, als er ein Auto kommen hörte. Er erklärte:

"Wir müssen jetzt rennen.

Wir wollen nicht, dass uns die Polizei schnappt und wieder weg bringt von hier."

Dann gingen er und seine Freunde weiter die Strasse entlang, um dann durch ein Loch im Zaun mit der Aufschrift "Privat" zu kriechen, das sie in das besagte offene Feld führte.

Merhawi war vermutlich schon vorher dort, aber es gibt auch viele Neuankömmlinge in Europa, die erst vor kurzem da sind, und von denen dieses Jahr mit Hilfe von Schleuserbooten von aus Libyen aus bereits 20.000 Italien erreicht haben. Ein britischer Diplomat warnte gerade erst, dass über eine Million Migranten in Nordafrika darauf warten, über das Mittelmeer zu gelangen.

Ein anderer der Ankömmlinge in Calais ist der Eritreer Gaitom Hatas, 18, der in der Nähe des Fährenhafens mit zwei Freunden im Gras lag und die Sonne genoss. Er wartete auf den Van einer Hilfsorganisation, die ihm das Mittagessen bestehend aus belegten Brötchen und Wasser zur Verfügung stellen. Er zog die Kaputze seines Pullovers nervös ins Gesicht und sagte:

"Wir kamen im Februar per Boot aus Libyen nach Italien und dann ging es per Bus über Paris weiter nach Calais. Wir versuchen Tag und Nacht, England zu erreichen. Ich habe Verwandte in Liverpool und sie erwarten, dass ich schon bald ankommen werde."

Gaitom machte einen dürren und müden Eindruck. Als der Van mit den beiden Freiwilligen an Bord ankommt sagte er:
"Ohne ihre Hilfe könnten wir nicht hier bleiben.

Die Polizei versucht, uns rauszuwerfen, daher verstecken wir uns die meiste Zeit. Wir koordinieren uns per SMS, um Zeit und Ort festzulegen, wann wir uns mit den Hilfsleuten für das Essen treffen."

Auf dem Höhepunkt des Dschungellagers schafften es jede Woche 200 Migranten, Großbritannien zu erreichen, indem sie sich durch den Hafen von Calais schmugelten.

Das britische Sozialhilfesystem ist eines der großzügigsten in ganz Europa und der florierende Arbeiterschwarzmarkt erlaubt es den illegal ankommenden (die kein Asyl beantragen wollen, um nicht die Aufmerksamkeit der Einwanderungsbehörden zu wecken) Geld zu verdienen, um es dann nach Hause zu ihren Familien schicken zu können. Das wirkt wie ein permanenter Magnet für Migranten.

Christian Salome, Leiter von L’Auberge des Migrants, einer der respektabelsten Hilfsorganisationen in Nordfrankreich, sagte zu mir:

"Ich denke, momentan sind es 400 in Calais, aber es kommen ständig weitere hinzu.

Viele schlafen draußen in der Nähe des alten Dschungels. Wir geben eine Menge Schlafsäcke heraus. Nehmen die gebrauchten nach zwei oder drei Nächten aber wieder zurück, weil sie feucht und schmutzig sind. Wir waschen sie dann und geben ihnen frische."

Ich sah, wie drei Afghanen in einem riesigen Lager der Hilfsorganisationen im Industriegebiet am Rande von Calais um Essen bettelten. Dort gelagert werden Nahrung, Kleidung und Schlafutensilien und betrieben wird es von Freiwilligen aus England und Frankreich.

Stolz zählen die Hilfsarbeiter die gespendete Ware, die sie herausgeben und schreiben die Gesamtzahl an ein Brett, das vor dem Lager hängt, und wo auch die Botschaft für Migranten geschrieben steht:

"Willkommen. Wir lieben euch dafür, dass ihr hier seid."

Dort ist zu entnehmen, dass in den 14 Tagen bis zum 20. März insgesamt 1.897 Gegenstände herausgegeben wurden.

Die hungrigen Afghanen kamen aus dem Waldstück in der Nähe des Lagertores und nach der Begrüssung mit Händeschütteln durch die Freiwilligen bekamen sie Hühnchen, Reis und Wasser, was sie dann auf dem Gehweg sitzend herunterschlangen.

Einer von ihnen, der 18 Jahre alte Arfan, sagte, er sei illegal in Frankreich, hätte aber Verwandte in Manchester und London und will zu ihnen ziehen. Dann kam die Polizei dazu, hielt an und fragte nach den Ausweisen, woraufhin er nur lachte und "Nein, Nein" sagte. Kopfschüttelnd fuhren die Beamten wieder davon.

Arfan und seine Freunde kennen sich in Calais offenbar gut aus. Nur Minuten danach gingen sie in den neben dem Lager gelegenen Lidl und kauften zwei Dosen Energy Drink und eine Packungmilch und nickten den Kassierern beim Gehen zu.

Die Regeln des "Kleinen Dschungel" besagen, dass die Hilfsorganisationen die Migranten in Calais nur einmal am Tag füttern dürfen. Allerdings kurven ihre weißen Vans von morgens bis abends in der Stadt herum und bieten weitaus mehr als nur diese Hilfeleistung.

Sue Jex, die Leiterin der britischen Care4Calais Organisation sagte vor kurzem, dass die Hilfsorganisationen in der Stadt die Pflicht hätten, den ankommenden Migranten zu helfen, weil sie "in Bedingungen leben, die weitaus schlimmer sind als jene zu Zeiten des Dschungel".

Doch in der zunehmend fiebrigen Atmosphäre spielt die Polizei ein Katz- und Mausspiel mit den Migranten und Hilfsarbeitern. Die Beamten konfiszieren Zelte der Hilfsorganisationen, während die Migranten darunter schlafen, was diese dazu zwingt aufzustehen und weiterzuziehen.

Vor ein paar Wochen wurde eine Gruppe auf einem Feld von der Bereitschaftspolizei mit Tränengas besprüht, da die Freiwilligen ihnen ein kostenloses Frühstück servierten, wie die örtliche Hilfsorganisation Utopia56 vermeldete.

Das kostenlose Migrantenpicknick am Mittwochabend wurde direkt neben der LKW Tankstelle durchgeführt, die nahe am Hafen und dem ehemaligen Dschungel liegt, allerdings hinter einem Industriepark versteckt ist und daher von den Polizeistreifen nicht gesehen werden kann.

Der das Essen herausgebende Hilfsarbeiter in der Schürze wurde von einer Gruppe weiblicher Freiwilliger unterstützt, wobei eine von ihnen eine Leinentasche mit den Worten "Helft Flüchtlingen" trug. Die Freiwilligen umarmten die Migranten, die die Umarmung gerne zurück gaben. Es gab Luftküsschen und eine allgmemeine Kameradschaft.

Unter den Gästen waren die beiden Eritreer Merhawi und Gaitom, die ich bereits zuvor traf. Sie saßen auf dem Gras und hörten der Musik zu, aßen in großen Bissen und lachten und plauderten.

Als die Dunkelheit einbrach ging die Party weiter und wurde erst um 22 Uhr beendet.

Dann mussten sich die Gäste wieder auf den Weg machen. In der Nähe waren die LKWs für die frühe Morgenüberfahrt nach Dover geparkt. Vielleicht werden es einige ja der Fahrer nicht bemerken, wenn ein Fremder für die illegale Reie nach England auf die Ladefläche klettert?

Ich habe dann auch tatsächlich mit eigenen Augen gesehen, wie die Migranten versuchten, neben der Picknickstelle auf die LKWs zu gelangen. Eine Gruppe, von der uns später gesagt wurde, es seien Eritreer, klopften hoffnungsvoll an die Seite eines rumänischen LKWs, der gerade an der unbemannten LKW Tankstelle aufgetankt wurde. Die Migranten rannten aber schnell wieder in die Büsche, als sie uns bemerkten und vom Fahrer in der Kabine gehört wurden.

Bei einem beängstigenden Zwischenfall wurde der 27 Jahre alte LKW Fahrer Peter aus Heyham in Lancashire von Migranten belagert, als sie sich aus den Büschen schlichen (also neben der Picknickstelle), während Peter seinen mit Kartons für England beladenen LKW betankte.

Die vier näherten sich dem LKW von hinten, während Peter vorne war. Wir beobachteten die Szene eine Weile und riefen ihm dann eine Warnung zu.

Beim Wegrennen drehten sich die Migranten nochmal um, um einen Stein auf uns zu werfen, weil wir ihnen die Gelegenheit vermasselt haben.

Peter sagte uns, dass er hier tankte, weil es nahe am Hafen sei. Er sagte:

"Als ich vor zwei Wochen hier war, kletterten acht Migranten auf den LKW. Ich musste ihnen erst sagen, dass ich auf dem Weg nach Marseille bin und nicht nach England, um sie wieder gehen zu bringen."

Sein Trick funktionierte - aber das wird er sicherlich nicht jedes Mal. Peter sagte:

"Als sie den Dschungel geschlossen haben sind die Migranten verschwunden.

Jetzt aber sind sie wieder überall. Ich werde die anderen Fahrer warnen, dass sie nicht mehr hierher kommen sollen, und dass es in Calais wieder Ärger gibt."

Der Chef der LKW Fahrer Gewerkschaft Richard Burnett gab ebenfalsl eine Warnung heraus. Er sagte:

"Das Dschungellager mag weg sein, allerdings ist das Problem der illegalen Einwanderer noch immer da. Diese Personen wird nichts vom Versuch abhalten, nach Großbritannien zu kommen.

Die Tankstellen werden nicht bewacht, weshalb sie der ideale Ort sind, um in eines der Fahrzeuge einzubrechen. Wir sind darüber besorgt, dass den LKW Fahrern ein weiterer Höllensommer bevorsteht."

Während er auf dem Sandwich der Hilfsarbeiter herumkaut bestätigte Gaitom mit seinen erschöpften braunen Augen diese Ängste. Er sagte.

"Wir sind nicht nur hier wegen dem kostenlosen Essen.

Wir sind hier, weil jeder weis, dass es der beste Ort ist, um auf einen LKW in Richtung England zu gelangen."






Im Original: Thought bulldozing the Jungle ended the Calais migrant crisis? Wrong - they've been lured back by charity handouts and are still hell-bent on reaching the UK
loading...