Über das Wochenende, nachdem es Berichte gab, wonach China - im Nachhall des nordkoreanischen Raketentests in der letzten Woche - alle Kohleimporte aus Nordkorea gestoppt hat, was die Beziehungen zwischen den beiden ehemals "eng befreundeten" Ländern heftig abkühlte, diskutierten wir darüber, dass China zunehmend ungeduldig wird und Kim Jong-Un möglicherweise nicht nur einen "sehr großen Verbündeten" verlieren könnte, sondern dies auch zur "Gefahr" für sein Regime werden könnte, und dass sich in dem generell instabilen Land ein Militärputsch ereignen könnte.
Nun scheint es so, als würde die Möglichkeit eines Zusammenbruchs des nordkoreanischen Regimes von niemand geringerem als China, dem ehemals wichtigsten Handeslpartner des Landes in Betracht gezogen, wie SCMP berichtet, da ein Vertreter des Verteidigungsministeriums am Donnerstag meinte:
"Wir werden alle notwendigen Schritte unternehmen, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten, falls es zu einem Zusammenbruch des benachbarten nordkoreanischen Regimes kommen sollte."
Die kürzliche Ermordnung des Halbbruders von Nordkoreas Führer Kim Jong-Un, Kim Jong-Nam, hat die Bedenken hinsichtlich der Stabilität in Pjöngjang und einen möglichen Zusammenbruch des rückständigen Regimes erneuert, wie SCMP anfügt.
Peking, das lange als Pjöngjangs Garantiemacht gesehen wurde, blieb weitgehend ruhig hinsichtlich des Zwischenfalls. Allerdings konnten sich chinesische Offizielle nach dem Importstop von Kohle nicht mehr den Luxus leisten, das Thema zu ignorieren.
Auf die Frage, ob China im Falle eines nordkoreanichen Zusammenbruchs über einen Eindämmungsplan verfügt, sagte der Verteidigungssprecher Ren Guoquiang, dass Peking seine normale Politik gegenüber Pjöngjang fortführt und rief dazu auf, dass "alle relevanten Parteien von jeglichen Taten absehen, mit denen sich die Spannungen erhöhen könnten."
Ren bestritt kürzliche Berichte, wonach China nach Kim Jong-Nams Ermordung Truppen an die gemeinsame Grenze verlegte, um umfangreiche Flüchtlingsüberquerungen der Grenze zu verhindern. Peking wurde von US Präsident Donald Trump wiederholt dafür kritisiert, dass es nicht genügend gegen die atomaren Entwicklungen durch Pjöngyang unternehmen würde. Der neueste Raketentest hat Südkoreas Entscheidung als richtig bestätigt, das THAAD Luftabwehrsystem aufzubauen, bei dem es sich um ein in den USA entwickeltes Raketenabwehrsystem handelt und dessen Stationierung im Januar letzten Jahres nach dem vierten Atomtest durch Nordkorea entschieden wurde.
Der in Südkorea derzeit als Präsident agierende Hwang Kyo-ahn sagte am Montag, dass die Stationierung aufgrund der wachsenden Gefahr durch Atomraketen aus dem Norden nicht verschobe werden dürfe, auch wenn Peking der Entscheidung ablehnend gegenübersteht, wie Reuters berichtete. Peking hat heftig gegen die Stationierung von THAAD protestiert, da es meint, dass das System nicht darauf abzielt, Angriffe aus Nordkorea abzuwehren, sondern auch chinesische Raketentestflüge ausspionieren kann. Ren wiederholte gestern Chinas Position zu THAAT und meinte, dass "alles notwendige getan würde, um die nationale Sicherheit und Souveränität zu gewährleisten."
Gleichzeitig berichtet das Wall Street Journal von einer unerklärlichen Massnahme, die lediglich China betrifft, und wonach Nordkorea Peking in einem am Donnerstag in den Staatsmedien veröffentlichten Kommentar angriff, in dem Pjöngjang seinen mächtigen Nachbar, auf dessen wirtschaftliche Hilfe das Land lange angewiesen war, mit unüblich scharfen Worten kritisierte. In dem hämischen Stück liess Nordkorea verlautbaren, dass das Land "sich zwar als Großmacht geriert, aber nur nach der Pfeife der USA tanzt."
In der Stellungnahme von der zentralen koreanischen Nachrichtenagentur (KCNA) hiess es auch, dass die Kürzung der Exporte Nordkorea nicht davon abhalten würde, sein atomares Arsenal zu entwickeln. Es heisst:
"Es ist absolut kindisch anzunehmen, dass die DPRK [Nordkorea, d.Ü.] aufhören würde Atomwaffen und Interkontinentalraketen zu bauen, nur weil ein paar Pfennig weniger fliessen."
Der von der KCNA veröffentlichte Kommentar nannte China dabei nicht beim Namen, liess aber nur wenige Zweifel daran, wer gemeint ist: "Ein benachbartes Land, das sich oftmals als einen 'freundlichen Nachbar' bezeichnet." Insbesondere kritisierte der Artikel China dafür, dass es Nordkoreas atomare Kapazitäten kleinredet und sie den Außenhandel einschränken - eine klare Reaktion auf Chinas Stellungnahme vom letzten Wochenende, wonach sie alle Kohleimporte aus Nordkorea für den Rest des Jahres stoppen würden.
Nordkorea ist im Handelsbereich weiterhin stark abhängig von seinem großen Nachbar, während China in Nordkorea einen Puffer zu Südkorea und Japan sieht, bei denen es sich jeweils um US Verbündete handelt. Pekings Geduld allerdings wurde auf die Proble gestellt, als Pjöngjang im letzten Jahr mehrere Atom- und Raketentests unternahm, weshalb China im November neue US Sanktionen unterstützte, bei denen Nordkoreas Kohleexporte ins Visier genommen wurden. Laut dem KCNA Bericht hat das ungenannte Land:
"..unter dem Deckmantel der UN 'Resolutionen und Sanktionen' bar jeglicher juristischer Grundlage ohne zu zögern inhumane Schritte unternommen, wie etwa die Blockade des zur Verbesserung des Lebensstandards unterhaltenen Außenhandels."
Auch wenn bei einer frühen Runde der UN Sanktionen Kohleimporte aus Nordkorea beschränkt wurden, wird weitgehend angenommen, dass China eine sogenannte humanitäre Ausnahme geltend machte, um die Begrenzung zu umgehen. Diese Lücke wurde mit der UN Resulution vom November geschlossen und Nordkoreas Protest gegen China lässt vermuten, dass Peking die Absicht hat, die neue Regelung durchzusetzen, meinte Adam Cathcart, ein Professor der Universität von Leeds, der sich mit den Beziehungen zwischen Nordkorea und China auseinandersetzt. Herr Cathcart sagte:
"Ich würde diesen Kommentar als harten Beweis erachten, dass China Nordkorea über die Absicht, die Definition für Kohleexporte aus 'humanitären Gründen' einzuengen, informiert hat."
Er fügte an, dass eine so direkte nordkoreanische Kritik an China ausgesprochen selten ist. Herr Cathcart bezeichnete den KCNA Kommentar als einen "Frontalangriff auf Chinas Position hinsichtlich des UN Sanktionsthemas," der sich signifikant von der zwischen den Zeilen geübten Kritik an China unterscheidet, derer sich Nordkorea sonst bedient.
Nordkoreas offenbarer Ärger über die Chinesen kommt zu einer Zeit, da Pjöngjang in einen weiteren diplomatischen Streit mit einem anderen befreundeten asiatischen Land, Malaysia, involviert ist, nachdem die Behörden in Kuala Lumpur unter den sieben Verdächtigen im Mordfall des Halbbruders von Kim Jong-Un, die noch immer auf der Flucht sind, einen nordkoreanischen Botschaftsmitarbeiter identifizierten, sowie einen Angestellten der staatlichen Fluggesellschaft. Die malaysischen Behörden weigerten sich, den Leichnam an Nordkorea zu übergeben, wie es von der Botschaft gefordert wurde, stattdessen nimmt das Land eine eigene Autopsie vor - was von Nordkorea als Teil einer größeren, von Südkorea und den USA betriebenen, Verschwörung bezeichnet wird.
Nur Stunden vor ihrer Breitseite gegen China veröffentlichte KCNA einen Bericht, in dem Malaysia ein "dreister Übergriff auf die Souveränität der DPRK" vorgeworfen wird. Die KCNA zitierte dabei eine Gruppe, die es als koreanisches Juristenkommittee bezeichnete, mit:
"Die größte Verantwortung für seinen Tod liegt bei der Regierung von Malaysia, da der Bürger der DPRK in ihrem Land starb."
Auch wenn unbekannt ist, ob es von innerhalb (oder außerhalb) politischen Druck auf Kim Jong-Un gibt, meinen einige, dass seine Reaktion auf einen möglichen militärischen Putsch tödlich und irrational sein könnte und dabei Raketen auf Nachbarländer verschossen werden könnten, was bittere Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Im Original: China Prepares For "Regime Collapse" In North Korea