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Donnerstag, 1. Dezember 2016

Die Teile und Herrsche Strategie der Regierung trägt Früchte [Kurzversion]



Von John W. Whitehead für www.Rutherford.org, 28. November 2016

Was wir in Standing Rock derzeit beobachten können, wo sich Aktivisten versammelten, um gegen den Bau der Dakota Access Pipeline auf dem Land amerikanischer Ureinwohner zu demonstrieren, ist nur die neueste Erscheinungsform des Schlachtplanes der Regierung, um die Widerstandsnester auszutrampeln und die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen: Schlachtfeldtaktiken, Kriegswaffen und die komplette Aussetzung der Verfassung.

Militarisierte Polizei. Ausschreitungs- und Tarnausrüstung. Gepanzerte Fahrzeuge. Massenverhaftungen. Pfefferspray. Tränengas. Schlagstöcke. Körperdurchsuchungen. Nichttödliche Waffen werden mit tödlicher Gewalt eingesetzt. Gummigeschosse. Wasserkanonen. Erschütterungsgranaten(?). Verhaftungen von Journalisten. Einschüchterungstaktiken. Brachialgewalt.

So sieht das Kriegsrecht aus, wenn eine Regierung die verfassungsmässigen Freiheiten missachtet und ihren Willen mit militärischer Gewalt aufoktroyiert.

Nur, in diesem Fall ist es Kriegsrecht, ohne dass dieses von einer Regierungsinstitution ausgerufen wurde.


Es handelt sich um Kriegsrecht, das als Recht und Ordnung verpackt ist und der Öffentlichkeit als notwendig verkauft wird, um den Frieden zu erhalten.

Diese übergriffigen, brutal ausgeführten Lehrstunden, wie man mit Gewalt regiert, wurden zur standardisierten Vorgehensweise einer Regierung, die mit ihrer Bürgerschaft primär in der Sprache der Brutalität, Einschüchterung und Angst spricht.

Was die Amerikaner bislang noch nicht begriffen haben ist, dass der Polizeistaat keinen Unterschied macht.

In den Augen der Regierung - egal ob ganz oben Barack Obama, Hillary Clinton, oder Donald Trump steht - gibt es keinen Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten, zwischen Schwarzen und Weißen und allen Schattierungen dazwischen, zwischen amerikanischen Eingeborenen und der Nation bestehend aus Einwanderen (egal wie lange wir schon hier sind), zwischen Unterschicht und Oberschicht, zwischen religiösen und atheistischen Amerikanern, zwischen jenen, die im Gleichschritt mit dem Polizeistaat marschieren und jenen, die dessen Taktiken ablehnen.

Das ist alles ein Teil des Regierungsplanes, um mit umfangreichen zivilen Unruhen umzugehen, egal, was die Ursache ist.

Teile und Herrsche.

Zu lange liess es das amerikanische Volk zu, dass ihre persönlichen Vorurteile und politischen Ansichten ihr Urteilsvermögen trübten, so dass sie nicht in der Lage sind zu sehen, wie die Regierung ihre tödliche Macht konstant in der gleichen Intensität anwendet, egal worin die Bedrohung liegt.

Die Unterdrückungstaktiken der Regierung haben sich nicht verändert.

Die selben Kriegsrechtmanöver und Einschüchterungstaktiken wurden dazu verwendet, um vor zwei Jahen die Proteste in Ferguson und Baltimore zu beenden und um Journalisten einen Maulkorb zu verpassen, und auch dieses Jahr in Standing Rock werden die Protestierende und Journalisten in der selben Weise geplättet.

Die gleiche Infiltrierung und Überwachung bei den Aktivisten, die sich in den letzten Jahren gegen die Landmanagmentbehörden von Oregon und Nevada wehrten, wurde vor über einem Jahrzehnt gegen friedliche Kriegsgegener verwendet.

Die gleiche Brutlität wurde vor über 20 Jahren in gleicher Intensität angewandt, als die Regierung den Religionskomplex von Branch Davidian in Waco, Texas, stürmte - wo sie die Einwohner mit lauter Musik, hellen Lichtern, Planierraupen, Blendgranaten, Tränengas, Panzern und Gewehrfeuer ins Visier nahmen und dabei 80 Personen, darunter zwei dutzend Kinder umbrachten - oder vor über 50 Jahren, als Regierungsagenten mit Wasserwerfern und Polizeihunden auf Bürgerrechtsprotestierende, darunter auch Kinder, vorgingen.

Je mehr sich die Dinge ändern, desto gleicher bleiben sie.

Der springende Punkt ist nicht, ob Amerikaner bei den einzelnen Themen inhaltlich übereinstimmen müssen, sondern ob sie sich darauf einigen können, dass niemand in solch einer Weise von der eigenen Regierung behandelt werden darf.

Unsere beste Verteidigung gegen eine heimatliche Tyrannei war immer die zahlenmässige Stärke der Bürgerschaft.

Amerikas Gründer wiesen wieder und wieder darauf hin. Die Unabhängigkeitserklärung bezieht sich auf "ein Volk." Die Präambel der Verfassung wird eröffnet mit den drei mächtigen Worten: "Wir, das Volk." Jahre später erklärte die Gettysburg Adress, dass die "Regierung Teil des Volkes ist, vom Volk ausgeht und für das Volk da ist."

Trotz dieser eindeutigen Erinnerung, das die Regierung zu unserem Vorteil existiert und unseren Bedürfnissen dienen soll, so müssen "Wir, das Volk" dafür erst wieder unsere beste Waffe gegen die Unterdrückung anwenden: Unsere Stärke, die in unserer schieren Zahl liegt.

Unglücklicherweise müssen sich 318 Millionen Amerikaner erst noch auf etwas einigen, insbesondere auf die Quelle ihrer Unterdrückung.

Genau das aber ist, wie Tyrannen an die Macht gelangen und dort bleiben.

Autoritäre Regimes beginnen schrittweise. Überkriminalisierung, Überwachung unschuldiger Bürger, Gefängnis für gewalt- und opferfreie Verbrechen etc. Langsam, Stück für Stück werden der Bürgerschaft ihre Freiheiten beschnitten und im Namen der nationalen Sicherheit unterminiert.

Niemand legt für die ins Visier genommenen Widerspruch ein. Niemand wehrt sich gegen die kleinen Unterdrückungstaten. Niemand erkennt die Indoktrination, die in der Tyrranei endet, als das was es ist.

Wie ich in meinem Buch "Battlefield America" [Schlachtfeld Amerika, d.R.] schreibe: Der Krieg gegen das amerikanische Volk basiert historisch auf dem Versagen, die Wahrheit im Angesicht der Macht auszusprechen, was dazu führte, dass gesamte Bevölkerungsgruppen dazu konditioniert wurden, unausgesprochene Grausamkeiten gegen ihre Mitmenschen zu akzeptieren, es ist ein Zuschauerproblem, bei dem die Menschen still und untätig bleiben - sie gaffen blos - wenn Horror und Unrecht geschehen.

Wir können uns von solcher Gewalt geistig lösen. Wir können uns selbst davon überzeugen, dass wir irgendwie anders sind, als die Opfer von Regierungsgewalt. Wir können die Nachrichten über Proteste, wie etwa jenen bei Standing Rock und andere, ignorieren, indem wir den Kanal wechseln und uns eine bessere Unterhaltung suchen. Wir können weitermachen mit den leeren Wahlphrasen darüber, wie großartig Amerika ist, auch wenn die Beweislage eindeutig für das Gegenteil spricht. Wir können die Verantwortung dafür beiseite schieben, die Regierung für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Wir können unsere Lippen versiegeln und die Augen mit unseren Händen verschliessen.

Anders gesagt: Wir können weiterhin im Zustand des Leugnens verharren.

Was immer wir machen oder nicht machen, es wird ein Faktum nicht ändern: Der Polizeistaat existiert.

Martin Luther King Jr. schlussfolgerte:

"Es wird eine Zeit kommen, in der das Schweigen gleichbedeutend mit Verrat ist."

Die Menschen in Nazideutschland mussten es auf die harte Tour lernen.

Martin Niemöller, ein deutscher Pastor, der sich offen gegen Hitler stellte und die letzten sieben Jahre der Naziherrschaft in einem Konzentrationslagerverbrachte, warnte:

"Als erstes holten sie die Sozialisten und ich habe nichts gesagt - denn ich war kein Sozialist. Dann haben sie die Gewerkschafter geholt und ich habe nichts gesagt - denn ich war kein Gewerkschafter. Dann haben sie die Juden geholt und ich habe nichts gesagt - denn ich war kein Jude. Und dann haben sie mich geholt - aber es war niemand mehr da, der etwas dagegen hätte sagen können."

Das Volk des amerikanischen Polizeistaates braucht sich keine Hoffnung machen, die Regierungstyrannei zu behämpfen, wenn wir damit bechäftigt sind uns gegenseitig zu bekämpfen.

Wenn alles gesagt und getan ist, dann bleibt das einzige, auf das wir uns noch einigen müssen, dass wir alle Amerikaner sind.

Wer also meint, dass es sich hierbei nicht um seinen Kampf handelt - wer meint Autorität sei wichtiger als Freiheit - wer der Meinung einer spezifischen Gruppe zu einem Thema nicht zustimmt und das eigene Schweigen der Art und Weise, wie sie behandelt werden, Zustimmung verleihen soll - wer denkt, er sei ein besserer Bürger, oder ein patriotischer Amerikaner - wer auf Nummer Sicher gehen will - und wer nicht riskieren will, erschossen zu weren, einen Elektroschock erleiden, den Schlagstock spüren, zu Boden geworfen, verhaftet und/oder als Extremist bezeichnet werden will - dann bitte, bleibt still. Haltet euch zurück. Duckt euch im Angesicht der Polizei weg. Schaut weg bei Unrecht. Findet eine Ausrede, wonach es den sogenannten Opfern des Polizeistaates recht geschieht, was ihnen angetan wurde.

Aber bitte nie vergessen, wenn die Waffe (oder der Elektroschocker, die Wasserkanone oder der Schlagstock) am Ende auf euch selbst gerichtet wird - und das wird früher oder später passieren - wenn es niemanden mehr gibt, der sich für euch einsetzen und Widerspruch einlegen kann, dann vergesst bitte nicht: Ihr wurdest gewarnt.




Im Original: The Tyranny at Standing Rock: The Government’s Divide-and-Conquer Strategy Is Working [SHORT]
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