Trump: Besser als Reagan? |
Von Scott Adams für www.Blog.Dilbert.com, 14. November 2016
Die Anti-Trump Demonstranten glauben, dass sie einen guten Kampf führen gegen ein rassistisches, homophobes, sexistisches Monster. Die Hälfte des Landes aber - jene Hälfte, zu der ich gehöre - befindet sich dagegen in einem etwas anderen Film. In unserem Film haben wir gerade einen neuen Präsidenten gewählt und für uns befindet sichdie andere Hälfte des Landes deswegen gerade in einem Zustand der kognitiven Dissonanz. Nimmt man einmal an, dass die Demonstranten jene sind, welche die Illusion erleben und nicht wir, dann müssen wir uns die Frage stellen, wie können wir sie aus ihrer zombiartigen Existenz herausholen, damit sie aufhören den Verkehr zu blockieren?
Im Allgemeinen geht man folgendermaßen vor.
Das wichtigste, was man machen muss, ist das Weltbild zu erschüttern. Clinton zeichnete ein Bild von Trump als Monster und nun sind die Demonstranten in dieser Illusion gefangen. Sollte Trump Dinge tun, die man als monsterhaft einstufen kann, dann wird die Illusion verstärkt. Jedes Mal aber, wenn dieses Bild widerlegt wird bekommt die Illusion einen Riss. Gibt es genug Risse, dann bricht sie zusammen.
Beispielsweise dachte jeder zweite im Land, Trump würde jeden positiven Aspekt an Obamacare wieder abschaffen. Vor kurzem aber lernte die Öffentlichkeit, das Trump die beliebtesten Modelle erhalten und die übrigen "reparieren" will. Das widerspricht der Darstellung des Monsters. Das alleine genügt aber nicht. Es braucht mehr davon.
Die Wahl von Reince Priebus als Stabschef war ein guter Schritt, da es Trump präsidial und flexibel wirken lässt. Das wäre dann eine weitere Verletzung des Monsterbildes. Wenn auch eine kleine.
Unglücklicherweise bestätigt die Wahl von Steve Bannon als Strategiechef die Monsterillusion, da Clintons Lager der Marke Bannon während des Wahlkampfes ordentlich zugesetzt hat. Bannon bestätigt die Illusion des Monsters. Ich vermute, Bannon ist ein großartiger Stratege, andernfalls würde Trump wohl nicht das Risiko eingehen ihn zu behalten.
Gestern sagte Trump in der Sendung 60 Minutes, dass die Schwulenehe bereits vom Obersten Gerichtshof entschieden wurde und er mit der Entscheidung kein Problem habe. Das ist ein Riss in der Illusion, Trump sei homophob. Trumps Wahl von Pence, den Übergang in seine Amtszeit zu leiten unterstützt die Monstertheorie etwas, da Pence eine leicht antischwule Vergangenheit hat, die es zu kompensieren gilt.
Der logische nächste Schritt für den Überzeugungsmeister Trump also darin, Pence darum zu bitten, sich auf Trumps Positionen bei gleichgeschlechtlichen Angelegenheiten "anzunähern", da vom Vizepräsidenten erwartet wird, dass er ein voller Unterstützer der Politik des Präsidenten ist. Das gibt Pence für seine Meinungsänderung bei Schwulenthemen den notwendigen Schutz, da:
- religiös Konservative den Meinungswandel als blose Politik abtun werden und glauben, Pence würde privat eine ihnen ähnliche Meinung vertreten.
- Anti-Trumper einen gehörigen Riss in ihrem Monsterbild bekommen.
- wie ich noch später erklären werde, Trump drückt und schiebt, um die Republikanische Partei in die politische Mitte zu bringen, da sie dort am stärksten ist. Denn das ist, was gerade passiert.
Trump hat noch eine Vielzahl weiterer Mittel, mit denen er das Monsterbild über ihn aufbrechen kann. Er kann beispielsweise mehr über seinen "New Deal" für Schwarze reden. Er könnte einen ausländischen Staatschef von einem Kritiker in einen Freund umdrehen. Er könnte Ideen vorbringen, mit denen sich die Universitätsgebühren senken lassen. Er könnte mehr darüber erzählen, wie er illegale Einwanderer nicht abschieben will, wenn sie sich bis dahin an das Gesetz hielten.
Hebel hat er genug. Man kann erwarten, dass er einen Hebel nach dem anderen umlegen wird, bis das Weltbild einknickt. Bis nächsten Sommer wird er der flexibelste und zentristischste Präsident unserer Geschichte sein.
Erwähnenswert ist noch, dass Trump und Clinton hinsichtlich ihres Bildes beim politischen Gegner sehr unterschiedliche Herausforderungen hatten. Hätte Clinton gewonnen, dann wäre es ihre Aufgabe gewesen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie nicht verschlagen ist. Das aber lässt sich nicht einfach bewerkstelligen, indem man in der Öffentlihckeit einige ehrliche Dinge macht. Es entsprich nämlich unserer Erwartungshaltung, dass sich verschlagene Leute ehrenwert verhalten, wenn sie unter Beobachtung stehen. Clinton hatte letztlich buchstäblich keinen einzigen Weg, ihr "verschlagen" Bild wieder loszuwerden.
Trumps Problem mit dem Außenbild dagegen ist lösbar. Clintons Kampagne hat ihn als rassistisch, homphob und sexistisch dargestellt. Trump muss nun nur noch oft genug gegen diese Zuschreibungen verstossen. Wobei es natürlich eine Menge Risse benötigt. Einige kann man bereits sehen. Und es werden noch weitere kommen.
Wäre ich Trump, dann würde ich zeitnah versuchen einen großen Riss zu verursachen. Die Öffentlichkeit erwartet bereits von ihm, dass er sich von seinen extremen Wahlversprechen entfernt. Jetzt ist die Zeit dafür.
Insagesamt lässt sich sagen, dass man seine Ehrlichkeit nicht unter Beweis stellen kann, indem man öffentlich sichtbar nichts klaut. Allerings kann man durchaus beweisen, dass man kein Monster ist, indem man öffentlich ein Kätzchen vom Baum rettet. Monster machen so etwas nie. Dies ist so sehr wahr, dass es sogar zum Titel des besten Buches wurde, das je über das Drehbuchschreiben verfasst wurde: Rette die Katze.
Man muss Trump nur oft genug dabei zusehen, wie er kleine Kätzchen rettet - und zwar so viele, wie nötig - bis man das Bild von ihm als Monster nicht mehr aufrecht erhalten kann. Geniesst die Show. Der Überzeugungsmeister beginnt gerade erst.
Im Original: How to Break an Illusion