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Mittwoch, 12. Oktober 2016

Die kleinen Leute haben genug - nicht nur hier, sondern auch in Amerika



Von Nigel Farage für www.Telegraph.co.uk, 9. Oktober 2016




In weniger als 30 Tagen findet in den USA die Präsidentschaftwahl statt. Es ist ein Wahlkampf, in dem sich viele jener Argumente und Konflikte wiederfinden, die wir bei uns vor kurzem in der britischen Politik hatten, insbesondere beim Referendumswahlkampf. Im Grunde ist diese Wahl eine Fortsetzung der Frage über Kontinuität oder Wandel, inklusive einer Menge boshafter Bemerkungen.

Als ich im Juli beim Parteitag der Republikaner in Cleveland in Ohio ankam war ich erfreut über die Reaktionen auf mich und das Ergebnis des Brexit. Normalerweise folgen wir den Entwicklungen in den USA und nicht anders herum, aber es war klar, dass der Brexit für viele der dortigen Delegierten ein Ansporn war für das, was sie die "Revolution" von Trump gegen die Elite nennen. Ich traf auch viele , die weder Delegierte noch politische Netzwerker waren, die aber genauso darauf aus waren, über den Brexit zu reden. Eine Gruppe pensionierte US Marinesoldaten sagten mir, wir hätten es schon vor Jahren machen sollen. Andere dagegen waren weniger beeindruckt und brüllten mich auf der Strasse an. Tatsächlich bekam ich bei meinem Wochenende in St. Louis auf dem Campus der Washington Universität ein paar heftige Beleidigungen angeworfen.

Eines ist sicher: Über unser Referendum wird weltweit geredet und es könnte der erste große Rückschlag für den Status Quo sein, gegen den es überall im Westen einen Volksaufstand gibt. Auch wenn Trump und Clinton die unbeliebtesten Präsidentschaftskandidaten aller Zeiten sind, so gibt es allgemein ein wachsendes Misstrauen gegenüber der politischen Klasse. Wie auch in Großbritannien, wo die bezahlten Fragerunden und der Ausagebenskandal der Abgeorneten zu einem Aufruhr führten, so wirken auch die Eliten in Washington entfremdet und abgehoben.

Viele TV Wahlwerbespots zeigen, dass die verschiedenen Bewerber, die ihre Sitze auf dem Kapitolshügel verteidigen wollen, nur für sich selbst im Rennen sind, für ihre Familien und für das große Geld. Im heutigen Amerika gibt es ein starkes Element des Vererbungsprinzips und mit den Bush und Clinton Familien eigene Dynastien. Einer der Gründe, weshalb Ukip von einer unbedeutenden politischen Partei aufstieg zur Partei, die 2014 die Wahlen zum EU Parlament gewann ist, dass wir solche Probleme in einer Weise ansprechen, die von normalen Menschen verstanden wird.

Man kann ihn mögen oder hassen, aber Trump ist kein Teil der politischen Elite und er lässt sich ganz sicher nicht von der politischen Korrektheit fesseln. Als ich bei einer seiner Wahlkampfveranstaltungen in Jackson in Mississippi auftrat, da sah ich eine fanatische Versammlung seiner Fans, die dem Establishment ordentlich eine reinwürgen will. "Wir wollen unser Land zurück" [der Ukip Spruch zum Brexit, d.R.] funktioniert auch in den USA. Die ersten Zeichen einer politischen Rebellion gab es in Form der Tea Party. Der Satiriker Ian Hislop beschrieb es einmal als eine Art Ukip - plus Gott und Knarren. Sie haben sich nicht nur gegen die Eliten in Washington aufgelehnt, sondern zogen auch eine Linie zu Großkonzernen, den Wall Street Banken und der Politik in Washington. Die selbe Geschichte steht hinter dem Wachstum neuer Parteien in der gesamten Europäischen Union und es war auch ein wichtiger Aspekt in den Hinterköpfen der Wähler beim Brexit Referendum letzten Juni.

JP Morgan und Goldman Sachs haben nicht nur die Kampagne zum Verbleib in der EU finanziert, sondern es sieht immer mehr danach aus, als würden sie eine komplette Sektion unserer politischen Klasse besitzen. Als Berlusconi zum Rücktritt als italienischer Ministerpräsident gezwungen war wurde er durch den nicht gewählten Mario Monti ersetzt, einen Mann von Goldman Sachs.

Der vor kurzem in Rente gegangene EU Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso arbeitet nun für Goldman Sachs, und das obwohl er einmal ein Maoist war. Die Enthüllungen von WikiLeaks von dieser Woche zeigen, wie Hillary hervorragendes Geld verdiente für Reden bei der Deutschen Bank, Goldman Sachs und den Wall Street Giganten. Sie müssen sie nun wirklich mögen, nachdem sie sagte, sie wolle einen Einzelmarkt für die gesamte Hemnisphäre.

Die Ähnlichkeiten zwischen den unterscheidlichen Seiten dieser Wahl zu unserem kürzlichen Wahlkampf sind frappierend. Die Reichen werden reicher, Großkonzerne dominieren die Weltwirtschaft, Wähler überall im Westen bleiben auf der Strecke. Die Arbeiter in den Tälern von Südwales, die verärgert sind über den chinesischen Billigstahl, wählten massenweise für den Brexit. Im amerikanischen Rostgürtel, wo die traditionellen verarbeitenden Industrien untergingen, spricht Trump sehr effektiv zu den dortigen Menschen, da sie alle die Hoffnung auf Washington aufgegeben haben.
Hinzuzählen muss man sowohl in GB als auch den USA noch die Kleinunternehmer und Einzelhändler. Jeder Kleinunternehmer fühlt sich überrollt vom schieren Gewicht der Regulierungen. Unsere neue überregulierte Welt macht es den kleinen Leuten schwer mit den Großen im Geschäft mitzuhalten. Diese Leute wollen die Deregulierung und Trump verspricht genau das. Viele fühlen, dass sie nichts zu verlieren haben und stimmen deshalb für ihn.

Es gab eine Hauptentwicklung, die der Brexit Kampagne geholfen hat zu gewinnen. Fast zweieinhalb Millionen Menschen, die bei der letzten Wahl nicht mitgemacht haben - oder noch nie in ihrem Leben wählen gingen - machten sich am 23. Juni auf zum Wahllokal. Eine klare Mehrheit von ihnen stimmte für das Verlassen der EU und haben damit haben sie die Entscheidung gefällt.

Sie fühlten, dass es einmal wert sei wählen zu gehen und sie hatten Recht damit. Es gibt Zeichen einer ähnlichen Entwicklung in Deutschland, wo der Aufstieg der Alternative für Deutschland von Nichtwählern getrieben wird. Am Ende, so erwarte ich, wird die Wahl am 8. November in Amerika von ganz ähnlichen Faktoren getrieben werden.

Ich traf bei der Veranstaltung in Jackson in Mississippi viele, die noch nie in ihrem Leben wählen gingen. Sie könnten am Ende das selbe verursachen wie der Brexit. Es ist dabei völlig egal, was Meinungsumfragen, Buchmacher und Märkte sagen, weil diese Wähler nur schwer zu erfassen sind.

Für mich war das Brexit Ergebnis kein isoliertes Ereignis. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass wir den Beginn eines globalen Volksaufstandes gegen die gescheiterte Politik erlebt haben. Die Menschen wollen für Kandidaten mit Persönlichkeit, Fehlern und allem drum und dran stimmen. In GB ist es nicht allzu viel anders als in Amerika oder im Rest Europas. Die kleinen Leute hatten genug. Sie wollen Veränderungen.


Im Original: The little people have had enough - not just here, but in America too
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