Seit der Wahl von Präsident Trump hat sich die Spaltung der Medienlandschaft so sehr manifestiert wie noch nie. Selbst die einst unbestechliche New York Times hat sich der "Falschnachrichten" schuldig gemacht, während CNN am Dienstag einen Artikel zurückziehen musste, in dem sie einen Gehilfen Trumps auf Basis von waghaligen Recherchen in den Dreck zogen. Im April hielt Michael Goodwin von der New York Post die folgende Rede bei einem Führungsseminar am Hillsdale College von Atlanta, in der er analysiert, wie wir an diesen Punkt gelangen konnten - und wie der Jounalismus überleben kann.
Ich bin nun schon seit sehr langem Journalist. Lange genug, um zu wissen, dass es nicht immer so war. Es gab einmal eine Zeit. und das ist noch gar nicht so lange her, da hat man Journalisten vertraut und sie bewundert. Im allgemeinen wurde anekannt, dass wir versuchen, die Nachrichten in einer ausgeglichenen und direkten Weise zu berichten. Unter den vielen Dingen, die mit der letztjährigen Wahl das erste Mal passiert sind, war auch die bittere Erkenntnis, dass im größten Teil der Mainstream Medien manipuliert wo es nur geht - dass also das meiste, was man liest, schaut und hört von Verzerrungen und Feindseligkeiten durchsetzt ist. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Nicht einmal annähernd.
Es ist keine Neuigkeit, dass die meisten Journalisten eher links sind. Ich selbst war so einer. Groß wurde ich bei der New York Times, mir ist diese Spezies also bekannt. Zum größten Teil entstand diese Neigung in den Medien aus den sozialen Revolutionen in den 1960ern und 1970ern. Angespornt von den Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegungen sprangen die Medien auf den Zug der Autoritätsfeindlichkeit auf. Als dann Watergate passierte war es in Stein gemeiselt, da Journalisten ab da mehr vertraut wurde, als dem Staat - und sie auch noch bei weitem aufregender und glamouröser waren. Man muss nur an Robert Redford in "All President's Men" denken. Seitdem entscheiden sich junge Menschen für den Journalistenberuf, weil sie der nächste Woodward and Bernstein werden wollen, sie wollen alle derjenige sein, der einen Präsidenten stürzt. Selbstverständlich wollen die meisten von ihnen nur einen republikanischen Präsidenten stürzen. Aber das liegt eben daran, dass der Linksliberalismus fest in den Kuchen des Journalismus eingebacken ist.
Über die Jahre habe ich immer wieder an der Columbia Universität Journalismus unterrichtet und oftmals habe ich meinen Studenten erzählt, dass es die Aufgabe des Reporters sei "die Unprivilgierten zu schützen und die Priviligierten anzugreifen". Ich weis nicht mehr, wo ich diesen Satz das erste Mal hörte, aber er fast noch immer gut das zusammen, was Journalisten zu machen meinen. Übersetzt man den ersten Teil dieser leidenschaftlich klingende Idee in tägliche Entscheidungen darüber, wie die Nachrichten aussehen sollen, dann tappt man sehr leicht in die Falle zu denken, dass jede unpriviligierte Person ein Recht darauf hat, dass ihr geholfen wird. Oder, wie Linke sagen würden, "Staat ist, was wir gemeinsam machen". Von da an ist es nur noch in kleiner Schritt zur Schlussfolgerung, dass es für jedes Problem eine staatliche Lösung gibt.
Dieser journalistischer Ethos - "die Unpriviligierten schützen" - führt direkt in die bedingungslose Unterstützung uferloser Besteuerung. Jemand muss diese staatliche Intervention eben bezahlen, fordern die Medien gerne. Und im selben Atemzug und aus dem selben Grund wird der durchschnittliche Journalist jede wie auch immer geartete Regulierung als eine Möglichkeit sehen, dass gleiche Bedingungen für die Armen geschaffen werden. Aus diesem Grund berichten Journalisten auch sympathisch über Gruppen wie Occupy Wall Street und Black Lives Matter.
Eine neue Dimension
All das wusste ich bereits über die Einstellung der Medien, als der Präsidentschaftswahlkampf von 2016 losging. Allerdings war ich dann trotzdem geschockt über das, was kommen sollte. Denn es war nicht etwa der naive Liberalismus, der da plötzlich Amok lief. Es war ein völlig neuer Ansatz für Politik. Nie in der modernen Geschichte ist so etwas vorgefallen. Wie auch bei Trauer ist alles in mehreren Phasen abgelaufen. Anfangs wurde Donald Trumps Kandidatur als eine irrwitzige Medienkampagne abgetan, so als wäre er als Kandidat nicht ernstzunehmen und daher haben sie ihn behandelt wie einen Zirkusclown. Bald aber fiel den Senderchefs etwas überraschendes auf: Je öfters sie Trump im Fernsehen zeigen, desto höher stiegen ihre Quoten. Und Quoten sind Geld. Genau aus dem Grund haben sie nach kurzer Zeit damit angefangen, die Kameras stundenlang einfach nur auf Trump zu richten und sie laufen lassen.
Mit dem stärker werden seiner Kampagne wurde auch die Berichterstattung über ihn stärker, was man als einen ziemlich seltsamen Zusammenhang bezeichnen könnte. Ausgerechnet jener Kandidat, den niemand in den Medien ernst nahm zog bei seinen Veranstaltungen die meisten Menschen an und bekam die meiste Sendezeit. Im Unterschied zu den meisten seiner Konkurrenten stand Trump auch immer der Presse zur Verfügung und man konnte fest damit rechnen, dass er etwas himmelschreiendes oder kontroverses sagen würde, das zur Schlagzeile taugt. Er veranstaltete ein Spektakel und wurde deshalb zur Nachricht.
Trotz der Häme durch Journalisten und Komiker passierte etwas außergewöhnliches. Trump schaffte es, den Wahlkampf in einer Weise zu dominieren, wie es kein Experte hätte vermuten können. Und dann plötzlich begann er zu gewinnen. Erst aber als das Feld republikanischer Kandidaten eindampfte und Trump es schaffte, bei den Vorwahlen Stimmen einzusammeln begannen die Medien damit, ihn überhaupt ernstzunehmen.
Laut einer Studie erhielt Trump kostenlose Sendezeit, für die er geschätzt 2 Milliarden Dollar hätte ausgeben müssen. Als den Senderchefs, Produzenten und Jouranlisten auffiel, dass sie Trumps Aufstieg effektiv möglich gemacht hatten wurden sie wütend. Nachdem er sich dann die republikanische Kandidatur sichern konnte und die Wahl näher rückte nahmen sie ihn deshalb gnadenlos ins Visier. Lediglich zwei Personen hatten nun noch eine Chance auf das Präsidentenamt und der überwältigende Konsens in den Medien bestand darin, dass es nicht Donald Trump werden dürfe. Sie würden es schon sicherstellen. Die Berichterstattung über ihn wurde so hinterhältig und einseitig, dass ich im letzten August einen Meinungsartikel zu dieser nie dagewesenen Dominanz einer Meinung schrieb. Unter dem Titel "Der amerikanische Journalismus löst sich vor unseren Augen in Luft auf" schrieb ich, dass die sogenannte Elite der Medien eine "offene Parteinahme zeigt", mit der sie Trump begrabn und Hillary Clinton zur Wahl verhelfen wollen.
Den Beweis dafür fand sich auf der Titelseite, der Rückseite, im Feuilleton und sogar im Sportteil. Er war zu finden in den Hauptnachrichtenzeiten wie auch in den Nebenzeiten. Tag ein, Tag aus, und in jedem amerikanischen Medienmarkt ging es nur darum, Trump fertig zu machen, wie sie noch nie einen Kandidaten fertig gemacht haben. Was wir erlebt haben war der völlige Zusammenbruch selbst grundlegender Standards, wobei Fairness und Ausgeglichenheit einfach so über Bord geworfen wurden. Jede Geschichte war eine Meinung, die sich als Nachricht maskierte und auch jede Meinung war im selben Muster geschnitten - für Clinton und gegen Trump.
Zum allergrößten Teil gebe ich der New York Times und der Washington Post die Schuld daran. Diese beiden linkslastigen Zeitungen versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen in ihrer Dämonisierung von Trump und seinen Unterstützern. Sie haben den Ton festgelegt und der Rest der Medien folgte ihnen wie Lemminge.
Natürlich ist es rechtfertigbar, dass man Trump besonders kritisch begutachtet. Er hat eine kontroverse Karriere hingelegt und pflegt einen ebenso kontroversen Lebensstil und die Kandidatur für das Präsidentenamt war das erste öffentliche Amt, das er anstrebte. Er bot (und bietet weiterhin) eine Menge Zündstoff mit seinen teils himmelschreienden Worten und Taten. Von Beginn an aber gab es in der Berichterstattung noch ein zweites Element. Seit Dwight Eisenhower im Jahr 1956 hat die New York Times keinen republikanischen Kandidaten mehr unterstützt, und das heisst effektiv, dass sie auch ein totes Kaninchen unterstützen würde, wenn dessen Parteizugehörigkeit mit einem "D" beginnt. Man muss es sich nur einmal durch den Kopf gehen lassen - lieber George McGovern statt Richard Nixon? Jimmy Carter statt Ronald Reagan? Walter Mondale statt Reagan? Jeder Demokrat würde das machen. Und die Washington Post, die erst in den 1970ern damit begann Wahlempfehlungen auszusprechen hat bislang nicht einmal einen Republikaner empfohlen.
Und noch einmal möchte ich betonen, dass 2016 diese vorhersehbaren Elemente hatte plus eine völlig neue Dimension. Dieses Mal haben die Zeitungen nämlich auch ihre zumindest vorgebliche Unvoreingenommenheit abgelegt und sprangen bereitwillig zugunsten eines Kandidaten und gegen einen anderen in die Presche. Der Medienberichterstatter der Times begann eine Geschichte folgendermaßen:
"Wer als Journalist arbeitet und Donald J. Trump für einen Demagogen hält, der mit den schlimmsten rassistischen und nationalistischen Tendenzen im Land spielt, der mit amerikafeindlichen Diktatoren gemeinsame Sache macht, und der denkt, dass es gefährlich wäre, wenn er über das Atombombenarsenal der Vereinigten Staaten verfügen würde - wie zur Hölle soll man in dem Fall dann bitte über ihn berichten?"
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Ich las diesen Absatz und dachte mir nur, nun, das ist an und für sich eine einfache Frage. Wer so über Donald Trump denkt, der sollte gemäss der Ethikrichtlinien im Journalismus einfach nicht über ihn berichten. Denn in dem Fall kann man nicht fair sein. Und man sollte auch nicht über Hillary Clinton berichten, da man für sich bereits entschieden hat, wer Präsident sein sollte. Man sollte in dem Fall lieber über Sport berichten. Und doch schaffte es der Times Journalist, seine eben selbst zugegebene offensichtliche Neigung zu rationalisieren und verwies darauf, dass Clinton "normal" sei und Trump eben nicht.
Ich fand das alles furchtbar widerlich. Was wurde nur aus der Fairness? Was wurde aus den Standards? Ich sage Ihnen, was damit passiert ist. Der leitende Redakteur bei der Times, Dean Baquet, hat sie abgeschafft. In einem Interview vom letzten Oktober mit der Nieman Stiftung für Journalismus in Harvard gab Baquet zu, dass der Artikel von seinem Medienberichterstatter seinem eigenen Denken entspricht. Trump "forderte unsere Sprache heraus," meinte er und Trump "wird den Journalismus verändert haben". Zum täglichen Kampf um eine ausgeglichene Berichterstattung sagte Baquet:
"Ich denke, Trump hat diesen Kampf beendet... Wir sprechen es nun offen aus. Wir überprüfen was er sagt. Wir schreiben deutlicher, dass [was er sagt] falsch ist."
Damit war Baquet sehr bescheiden. Trump war herausfordernd, das ist klar, allerdings war es Baquet, der den Journalismus verändert hat. Er war es, der entschied, dass die Standards für Fariness und Unparteilichkeit ohne Konsequenzen abgeschafft werden.
Mir dieser Entscheidung veränderte Baquet auch die grundlegende Formel für Nachrichengeschichten. Zu den seit Ewigkeiten bestehnden Elementen des wer, was, wann, wo und warum fügt er die Meinung des Journalisten hinzu. Damit hat er die Fluttore geöffnet und buchstäblich jeder sogenannte Nachrichtenartikel hatte ab sofort eine Schlagseite gegen Trump. Geschichten, Fotos, Schlagzeilen, die Anordnung in der Zeitung - alle redakionellen Instrumente - wurden auf Angriff gebürstet. Das Ziel war zu bestimmen, wer der nächste Präsident wird.
Und so begann der Schwall mit Geschichten, der bis heute fortdauert, in denen die Times Trump in ihren Schlagzeilen und Nachrichtenseiten routinemässig als Lügner bezeichnet. Auch hier zeigt sich der fundamentale Unterschied zu früher. Barack Obama wurde von der Times nie als Lügner bezeichnet, und das, obwohl es genügend Gelegenheiten gab, wie etwa bei dem "Sie können Ihren Arzt behalten" und "der Anschlag in Benghazi wurde durch ein Internetvideo verursacht". Tatsächlich haben die Washington Post gemeinsam mit den meisten der fürs Weiße Haus akkreditierte Medienanbietern die Obama Regierung acht lange Jahre bejubelt und nicht ein einziges klitzekleines Fleckchen mit Korruption oder Unehrlichkeit ausmachen können. Mit Hillary Clinton waren sie während ihrer langen Karriere weitaus härter. Aber auch sie wurde kein einziges Mal als Lügnerin bezeichnet und das trotz solcher Sahnehäubchen wie "Ich habe mir einen eigenen Server eingerichtet, damit ich nur ein Gerät brauche," "Ich habe alle Regierungs-E-Mails ausgehändigt" und "Ich habe nie als geheim eingestufte E-Mails erhalten". Alles Lügen, aber nicht für die nationalen Medien. Nur Trumps Aussagen waren zum Abschuss freigegeben.
Bekanntlich entging den meisten Medien Trumps Reiz für Millionen und Abermillionen Amerikaner völlig. Die Vorurteile gegen ihn machten diese Nachrichtenanbieter blind gegenüber dem, was im Land wirklich vor sich ging. Noch unglaublicher ist, dass wie ich meine, die Feindseligkeit und das konstante Herunterschreiben von Trump auf sie zurückgefallen ist. Das Gefühl, dass die Wahl in gewisser Weise auch ein Referendum über die Medien ist gab den Wählern einen zusätzlichen Anreiz, für Trump zu stimmen. Eine Stimme für ihn war eine Stimme gegen die Medien und gegen Washington. Trump nutzte diese Stimmung nicht zufällig zu seinem Vorteil, als er die Massen mit Angriffen gegen die Medien anheizte. Und er macht weiterhin genau das.
Falls ich es noch nicht deutlich genug ausgedrückt habe möchte ich das jetzt machen. Das Verhalten des Großteils der Medien, vor allem aber der New York Times war eine Schande. Ich glaube auch nicht, dass sie das hier verspielte öffentliche Vertrauen jemals wieder zurückgewinnen wird.
Der frühere Ruf der Times, wonach sie die höchsten Standards hatte war legitim. Diese Standards haben sich über Jahrzehnt entwickelt und sie sorgten dafür, dass die Reporter und Redakteur fair zu sein hatten, um das öffentliche Vertrauen zu gewinnen. Die Verschreibung zur Fairness machte die New York Times zum Flagschiff des amerikanischen Journalismus. Solcherlei Standards sind wie Gesetze in dem Sinn, dass sie dazu da sind, einen in guten wie in schlechten Zeiten anzuleiten. Die fortlaufende Unterwerfung unter sie wa die Quelle für den Ruf der Times. Das Aufgeben dieser Standards hat die Zeitung zu etwas werden lassen, das man nicht einmal mehr als gewöhnlich bezeichnen kann. Der einzige Standard, der sich dort noch findet ist der Doppelstandard.
Ich sage das mit großer Traurigkeit. Denn ich hatte das Glück, bei der Times groß zu werden und bekam sofort nach dem Uniabschluss eine klerikale Stelle, von der aus ich mich zum Reporter hocharbeiten konnte und arbeitete dann ein Jahrzehnt als solcher. Für mich war es die karriereformende Erfahrung und ich lernte dort das meiste dessen, was ich heute über die Berichterstattung und das Schreiben weis. Leider war es damals eine ganz andere Zeitung. Chefredakteur war damals Abe Rosenthal und lange, bevor die Phrase der "Nulltoleranz" aufkam hat Abe selbiges durchexerziert, wenn es zu Interessenkonflikten und den Meinungen der Journalisten kam. Er hat die Regeln festgelegt und alle kannten sie.
Hier ein kleines und wahres Beispiel, wie Abe Rosenthal einen Interessenkonflikt löste. Die Times heuerte eine junge Frau von einer der Zeitungen in Philadelphia an. Kurz nach ihrer Ankunft in New York aber ging in Philadelphia die Geschichte rum, nach der sie eine Affäre mit einem Politiker hatte, über den sie berichtete, und von dem sie einen Pelzmantel und andere teure Geschenke bekam. Als er die Geschichte zu Gesicht bekam rief Abe sie in sein Büro und fragte sie, ob etwas dran ist an der Geschichte. Als sie es bestätigte sagte er ihr, dass sie ihren Schreibtisch räumen soll - dass sie bei der Times durch ist und nie wieder für die Zeitung arbeiten würde. Als die Sache im Nachrichtraum die Runde machte stellten sich einige der Reporter auf die Seite der Frau und sie gingen zu Abe und sagten ihm, dass die Entlassung zu hart sei. Er hörte ungefähr 30 Sekunden lang zu und sagte dann:
"Mir ist es egal, ob ihr in eurer Freizeit einen Elefanten vögelt, nur, dann könnt ihr für die Zeitung nicht über den Zirkus berichten."
Fall erledigt. Die Politik bei Interessenkonflikten war klar und kompromisslos.
Hinsichtlich der Meinungen der Journalisten pflegte Abe eine vergleichbare Herangehensweise. Er wollte sie nicht auf den Nachrichtenseiten haben. Wenn jemand versuchte, sie dort unterzubringen, dann nahm sie Abe wieder raus. Sie gehörten nur auf die Meinungsseite, die getrennt gehandhabt wurde. Abe sagte, ihm sei klar, dass viele Reporter eher links sind und sie Wege fänden, ihre Meinung in die Artikel zu schmuggeln. Daher sah er seine Aufgabe darin, die Zeitung leicht nach rechts zu rücken. "Auf diese Weise," so sagte er "pendelt die Zeitung letztlich in der Mitte ein". Er sagte sogar, dass auf seinem Grabstein einmal stehen sollte "Er hielt die Zeitung mittig". Wie alle anderen auch hielt ich das für einen Scherz. Als ich die Episode letztes Jahr aber in meinem Meinungsartikel erzählte kontaktiete mich seine Frau und teilte mir mit, dass es kein Scherz war - und dass auf Abes Grabstein tatsächlich steht "Er hielt die Zeitung mittig". Sie schickte mir sogar ein Foto davon, um es zu beweisen. Das Foto zierte dann einen anderen Meinungsartikel, in dem ich die Times wegen ihrer Wahlberichterstattung auseinandergenommen habe. Leider wurden die hohen Standards der Times gemeinsam mit Abe Rosenthal beerdigt.
Ein Blick in die Zukunft
Das alles bringt mich zu den Kernfragen. Können die amerikanischen Medien gerettet werden? Und gibt es etwas, das jeder einzelne dafür tun kann? Die kurze Antwort auf die erste Frage lautet "Nein, sie sind verloren". Mit der Wahl von 2016 haben sich die Medien von der Bühne verabschiedet. Das ganze Bild krachte einfach nur von der Wand und zersplitterte in eine Million Teile und es ist nicht möglich, diese wieder zusammenzusetzen. Wer irgendwelche Zweifel daran hat, der muss sich nur das Jahr 2017 ansehen und wird in Gänze bestätigt werden über den Zustand der Medien. Die Orgie des unablässigen Hereindreschens auf Trump geht munter weiter.
Die Zukunft des Journalismus aber ist nicht nur düster. Tatsächlich gibt es Raum für Optimismus, wenn wir die neue Realität der allgegenwärtigen Neigungen in der Berichterstattung akzeptieren und das Potenzial nutzen, das uns damit geboten wird. Folgendes muss man sich überlegen: Die Wahl zeigte, dass das Land in etwa 50:50 geteilt ist zwischen Menschen, die demokratisch wählen und Menschen, die republikanisch wählen. Unsere nationalen Medien aber sind eher 80:20 zugunsten der Demokraten verteilt. Auch wenn die Medien theoretisch zumindest die Öffentlichkeit reflektieren sollten, so ist das nicht der Fall. Ein zu großer Teil der Medien verhält sich wie eine Interessengruppe. Völlig abgehoben vom Sinn für die allgemeine Wohlfahrt existiert sie, um ihre eigenen Interessen voranzutreiben und jene der mit ihr verbundenen Partei.
Ronald Reagans Optimismus wird oftmals anhand einer bestimmten Geschichte dargelegt, die zwar vermutlich nicht stimmt, aber auch unwiderstehlich ist. Angeblich soll er an einer Grube voller Pferdemist vorbeigekommen sein und meinte fröhlich dazu, dass darin bestimmt irgendwo ein Pony versteckt ist. Ich schlage vor, dass wir uns die Medienlandschaft genauso ansehen. Die mangelhafte Deckungsgleichheit zwischen den Mainstream Medien und der öffentlichen Meinung hat zur Folge, dass es einen riesigen, unbearbeiteten Markt für Nachrichten und Meinungen geben muss, der derzeit noch völlig brach liegt. Um dieses Potenzial zu erschliessen braucht es nur drei Zutaten und wir haben sie alle: Erstens, die Redefreiheit; zweitens, Kapitalismus und freie Märkte; und die dritte Zutat sind Sie, die Nachrichtenkonsumenten.
Die freie Rede steht unter Feuer, vor allem seitens vieler Universitäten, aber auch die Nachrichtenmedien sind nicht unschludig, da sie ihrem Publikum eine konformistische Sichtweise vortragen und dadurch im Ergebnis ein geteiltes Publikum zurückbekommen. Man muss sich nur einmal die Leserbriefe bei der New York Times anschauen - so gut wie jeder Leser, der sich zu Wort meldet stimmt den Ansichten der Zeitung zu. Das ist kein Wunder - sondern eine Blase. Früher haben Linke gerne gesagt "Ich teile deine Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass du das Recht hast sie zu äußern". Das aber hört man von der Linken nicht mehr. Heute wollen sie einen zum schweigen bringen, wenn man ihnen nicht zustimmt. Und sie haben damit sogar Erfolg.
Es gibt aber auch eine entgegengesetzt wirkende Kraft. Man muss sich nur einmal anschauen, was in diesem Winter passiert ist, als die Linke einen Boykott von Geschäften organisierte, die Kleidung und Schmuck von Ivanka Trump verkauften. Nordstrom knickte ein wie ein Grashalm, allerdings haben sich Trump Unterstützer daraufhin in den Sozialen Medien gesammelt und bescherten Ivankas Firma den besten Monat ihres Bestehens. Genau das schwebt mir auch für die Medien vor. Nicht viel anders hat nämlich auch Fox News begonnen. Rupert Murdoch (der Eigentümer der New York Post) fand, dass es einen unbearbeiteten Markt gibt für einen ausgeglicheneren Nachrichtenkanal und heuerte den inzwischen verstorbenen Roger Ailes an, um den Sender vor über 20 Jahren aus der Taufe zu heben. Ailes fand dann auch den gesuchten Nischenmarkt - er hatte die Größe des halben Landes!
Auch die unglaublichen technologischen Fortschritte helfen der Redefreiheit. Die Explosion der Auswahl macht es fast unmöglich, alle Dissidenten zum Schweigen zu bringen, um dann ein Monopol zu schaffen, auch wenn Facebook und Google sicherlich fleissig daran arbeiten.
Was die Notwendigkeit betrifft, den Kapitalismus zu bewahren, da muss man nur mal einen Blick in die Welt werfen. In Ländern ohne wirtschaftliche Freiheit gibt es in der Regel nur wenig oder keinen Dissens. Das ist kein Zufall. Und es erinnert mich etwas an dieses hängengebliebene Bild der Occupy Wall Street Bewegung. Diese ganze Bewegung war eine Pestilenz und wurde angeheizt von Präsident Obama und anderen, die anderer Leute Wohlstand als ein Verbrechen gegen die Allgmeinheit erachten. Diese Einstellung konnte man offen beobachten, als die Protestierer ihre iPhones in die Luft hielten, um das Ende des Kapitalismus zu fordern. Damals kommentierte ich es mit der Frage, ob sie etwa glauben, dass Steve Jobs jedes einzelne der Apple Produkte nacheinander in seiner Garage zusammenschraubt? Wissen sie etwa nicht, dass es kapitalistische Märkte sind, die das Leben von weit mehr Menschen verbessert haben, als jedes andere bekannte System? Sie hatten keinen blassen Schimmer. Und genau das selbe gilt für viele staatliche Offizielle, die meinen, sie können den Goldesel schlachten, ohne dann auf das Gold verzichten zu müssen.
Das bringt mich zur dritten notwendigen Zutat, die bestimmt, wo die Reise hingehen wird. Diese Zutat sind Sie. Ich rufe Sie dazu auf, die Medien so zu unterstützen, wie Sie es für richtig halten. Der großartige Schriftsteller und Denker Midge Decter meinte einmal "Man muss schon mitmachen auf der Seite, auf der man steht". Es ist kein Geheimnis, dass Zeitungen und Magazine Leser und Geld verlieren und daher Stellen abbauen müssen. Einige davon sind gute Zeitungen. Es gibt so viele wunderbare, gedankenvolle kleine Publikationen und Internetseiten, die nur wenige Mittel zur Verfügung haben. Lasst sie nicht sterben. Werdet Abbonent oder spendet ihnen, wenn ihr sie mögt. Denn eine Medienlandschaft, welche die Vielfalt der öffentlichen Meinungen besser reflektiert würde nach und nach dazu führen, dass auch die politische und kulturelle Landschaft ausgeglichener wird. Das wäre großartig. Daher abschliessend noch einmal die Bitte: Engagiert euch!
Im Original: Why the media has broken down in the age of Trump
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