Experten kamen bei Recherchen zum Ausmaß der Terrorbedrohung zum beängstigenden Schluss, dass der Islamische Staat es schaffte, bis zu einer halben Million Kinder zu radikalisieren. Von Zoie O'Brien für www.Express.co.uk, 13. Mai 2017
Terrorexperten, Psychologen und Analysten haben eine Einschätzung dazu erstellt, wie der Bedrohung begegnet werden kann, die von den hunderttausenden Kinder ausgeht, die dem IS dienen mussten.
Die neuen Erkenntnisse stellen eine tödliche Bedrohung für Länder wie Frankreich, Großbritannien und die USA dar, wo überall Blutbäder auf den Strassen drohen könnten.
Anne Speckhard, Assistenzprofessorin für Psychologie an der Georgetown Universität, reiste als Krisenhelferin in den Irak. Die Expertin vom Internationalen Zentrum für die Studie des gewalttätigen Extremismus (ICSVE) traf dabei auch unmittelbar auf Kinder aus dem Kalifat. Sie sagte gegenüber Express.co.uk:
"Es gab viele Diskussionen über die Gesamtzahl der dort involvierten Kinder - es sollen 250-500.000 sein.
Der IS hat Bücher aus den Schulen verbannt und sie ersetzt mit ihrem eigenen Lehrplan und Materialien, die zu Hass und Brutalität anstacheln und von denen wir einige gesehen haben.
Es gibt ziemlich viel Ärger und Bedenken darüber, wie man sich angesichts der Zerstörung des IS neu aufstellen kann, sowie dass die Ideologie in den Herzen und Köpfen von Sunniten, die unter dem IS Regime lebten weiterleben wird und von neuem auftauchen könnte."
Die Dschihadistn haben in den vom IS eroberten Gebieten die Klassenzimmer übernommenen, Bibliotheken zerstört und die Lehrer dazu gezwungen, ein Programm voller Hass umzusetzen.
Der irakische Ministerpräsident eröffnete im April die Konferenz für Bildung im Post-IS Irak, bei der Experten dazu aufgerufen wurden, das wahre Ausmaß des Problems zu ermitteln.
Vor dem Einmarsch in irakische Orte platzierte eine Gruppe namens IS "Emni" radikale Prediger dort, um dem ganzen den Boden zu bereiten.
Sie lernten über die Leiden der Ortsanwohner und bearbeiteten die Familien so, dass sie aus ihnen Kämpfer rekrutieren konnten.
Die elitäre "Emni" - bestehend aus ehemaligen irakischen Baathisten, die unter Saddam dienten - sollen in Verbindung stehen mit den Terroranschlägen von Paris, Brüssel und Tunesien.
Die Programme, mit denen die Kinder indoktriniert wurden waren extrem erfolgreich.
Aussagen von jungen Soldaten, die dem IS dienten ergaben, dass ihre Leben darauf ausgerichtet war, älteren Dschihadisten zu dienen, welche sogar fünfjährige Jungen in den Tod schickten. Professor Speckhard sagte:
"Einige der Kinder wurden für die 'Sprösslinge des Kalifats' rekrutiert und einigen wurde das Enthaupten beigebracht.
Ganz ähnlich wurden einige Lehrer dazu gezwungen, in den IS Schulen zu lehren und ihnen die entsprechenden Fähigkeitenbeizubringen."
In einer Reihe von Befragungen mit IS Dschihadisten ermittelten Professor Speckhard und Professor Ahmet Yayla, ein ehemaliger Chef der Terrorabwehrpolizei, wie die kleinen Jungen rekrutiert wurden.
Ihr Buch mit dem Titel "IS Fahnenflüchtige: Geschichten aus dem Inneren des Terrorkalifats" enthüllt, wie sich der IS ab 2015 an die Radikalisierung der Kinder gemacht hat, um seine Ränge aufzufüllen. Innerhalb von nur Monaten konnten sie hunderte Kinder für sich gewinnen. Professor Speckhard sagte:
"Das Kind, das uns über die Kinder erzählte, die dazu gebracht wurden, sich in Selbstmordfahrzeuge zu setzen wussten nicht einmal, dass das Fahrzeug explodieren würde, wobei ein IS Emir sicherstellte, dass die Kinder sowohl in die Fahrzeuge gesetzt wurden, als auch die Westen trugen.
Sie sind so sehr hirngewaschen, dass sie sogar weinen, wenn sie von der Kandidatenliste genommen werden."
Ein Junge namens Ibn Omar enthüllte, wie die Ausbildungslager und große Messer nach Al-Kaida Anführern benannt wurden. Er sagte der Professorin:
"Nein. Wer sich nicht ad-Dawlah anschliesst und Abu Bakr al-Baghdadi seine Loyalität erklärt, der ist ein Ungläubiger.
Einige der örtlichen [IS] Kämpfer sagten, sie wüssten, dass ihr Vater ein Ungläubiger sei, und dass sobald sie die Gelegenheit hätten, sie Urlaub nehmen würden, um ihn zu ermorden."
Trotz massiver Einsätze der Koalitionsländer, um die IS Truppen zu besiegen gibt es Zweifel, dass sie vernichtet werden können. Frau Speckhard sagte:
"Den IS in seinem Territorium zu schlagen heisst nicht, dass damit auch die Idee geschlagen wird, der Traum eines Kalifats, das auch mit extremer Brutalität erreicht werden kann.
Die zugrundeliegenden Probleme müssen angegangen werden, damit die ortsansässige Bevölkerung den IS nicht mehr als eine gute Lösung sieht.
Wir beim ICSVE arbeiten fliessig daran, die Marke des IS zu demontieren, indem wir echte Stimmen und Geschichten von IS Kadern zeigen, die wir auf Video haben und die sich gegen die Gruppe aussprechen, um ihre Rektrutierung zu stören, um die Gruppe und ihre Ideologie zu delegitimieren und zu diskreditieren."
Bei vielen der Jungen wurde ein so extermer Schaden angerichtet, dass sie eine massive psychologische Intervention brauchen werden.
Und jene, die dies nicht erhalten werden wahrscheinlich den Rest ihres Lebens Wut und Traumata in sich tragen. Professor Speckhard sagte:
"Jene, mit denen wir im Gefängnis sprachen wollen unbedingt nach Hause und ihre Familien sehen und sie jammern darüber, wie sehr sie ihre Väter und Mütter vermissen.
Langsam wird ihnen klar, dass sie hereingelegt wurden und schämen sich dafür.
Sie brauchen Hilfe und ja, es ist möglich, sie zu rehabilitieren und zu reintegrieren und ihre Gemeinden und Familien brauchen Unterstützung.
Man muss sich nur einmal vorstellen, wie ein jesidischer Junge, der dabei zusehen musste, wie sein Vater und alle älteren Männer zur Exekution abtransportiert wurden, wie Mutter und Schwestern zu Sexsklavinnen wurden und er zu den Sprösslingen gebracht wurde, wo ihm beigebracht wurde, dass er ins Paradies kommt, wenn er stirbt und er dort seine ermordeten Familienmitglieder wieder trifft, dass also Brutalität die Antwort auf alle Probleme im Leben ist und er nun zurückkehrt zu seiner völlig traumatisierten Mutter und es keine Männer mehr gibt.
So jemand braucht Hilfe, denn sonst werden seine Aggressionen weitergehen.
Man muss sich nur vorstellen, dass jedes IS Kind, das zum Morden und Vergewaltigen gebracht wurde, nun wieder in seine Gemeinde zurückkehrt, wo die Opfer und die Wut darüber noch immer leben."
Die Professorin warnte auch, dass die ausgeklügelte Onlineradikalisierung durch den IS ein großes Problem für die Terrorbekämpfung ist.
Im Original: TERROR TOTS: Horror as experts reveal up to HALF-A-MILLION children recruited by ISIS