Nun da [der britische Finanzminister, d.Ü.] Philip Hammond weitere Steuererhöhungen verspricht, sollte er vielleicht darüber nachdenken, wie es die Athener gemacht haben.
Während der gesamten Zeit ihrer direkten Demokratie (die bis 323 v.Ch. andauerte) wurde die gesetzgebende Versammlung von den Armen beherrscht. Ihr Reich machte Athen wohlhabend und die Armen stellten sicher, dass der Wohlstand zu ihnen kam und nicht zu den Reichen und zwar in Form von bezahlten Richterdiensten, über das Rudern der Triremen (mit denen das ganze Reich zusammengehalten wurde) und vielem mehr.
Gleichzeitig mussten nur die Reichen Steuern abführen. Die 300 Reichsten eines jeden Jahres mussten Steuern zahlen, um damit beispielsweise Athens Triemen zu bauen oder zu reparieren und um die öffentlichen Festivals zum Vergnügen aller zu finanzieren. Das war nicht billig: Allein für die Dionysia (ein großes Dramen- und Musikfestival) mussten monatelang nicht weniger als 1.165 Männern und Jungen die Vorbereitung darauf bezahlt werden. Wenn Krieg herrschte wurden die wohlhabendsten 6.000 besteuert. Entsprechend bewunderten die Griechen jene, die den Staatshaushalt mit Geld ausstatteten: Das hatte zur Konsequenz, dass die staatliche Unterstützung nie zurückging.
Was aber bekamen die Superreichen im Gegenzug? Der Schlüssel liegt darin, dass die 300 ihre Steuern nicht dem Staat abführten. Vielmehr stellten sie die benötigten Dienste selbst zur Verfügung - und (klassisch griechisch) haben sie darüber einen Wettbewerb veranstaltet, wer darin der beste ist. Einer von ihnen prahlte damit, dass er 14 öffentliche Veranstaltungen und eine Trieme finanzierte, bei der es sich um "die beste in der ganzen Flotte handelte", sie war so gut, dass es die einzige war, auf der der große Alcibiades reisen würde! Das war wohl der Grund, weshalb die Reichen dazu neigten, damit zu prahlen, was sie für die Gesellschaft taten ("Ich freue mich, der Öffentlichkeit dienen zu können!" meinte ein reicher Mann). Das quid pro quo bestand in der Dankbarkeit und dem Respekt, den sie dadurch in ihrem eigenen Volk erlangen konnten.
Schlussfolgerung: Für Hammond bedeutet dies, dass er seine Aufmerksamkeit vielleicht auf Anreize richten sollte, die dazu führen, dass mehr Steuern bezahlt werden. Selbiges gilt noch mehr für den "Vertraut mir einfach" Schattenfinanzminister John McDonnell, der 2012 sagte, dass die 10 Prozent der wohlhabendsten Briten, "die für die [Finanz]krise verantwortlich waren", dabei helfen sollten, das entstandene Defizit mit einer einmaligen 20 prozentigen Steuererhöhung abzutragen, obwohl man laut einer IFS Studie von 2012 bereits mit einem 700.000 Pfund teuren Eigenheim (was in London sehr bescheiden ist) bereits zu den obersten 5 Prozent gehört.
Im Original: How ancient Athens made the rich love taxes