Eine weitere Cryptowährung ist geboren. für www.Economist.com, 29. Oktober 2016
Der Wettbewerb zwischen Währungen ist das Zeugs, aus dem die libertären Träume gemacht sind - und auch die Alpträume der Zentralbanker. Bereits bestehende Währungen, vor allem Bitcoin und Ethereum sind bislang die Wettbewerber. Am 28. Oktober aber wird sich eine weitere Cryptowährung dazu gesellen: Zcash. Viele solcher alternativen Münzsysteme sind dubiose Angelegenheiten und bringen nicht viel. Diese aber kommt mit einigen wichtigen Innovationen.
Zcash basiert auf dem Alghorhythmus des Bitcoin, aber seine Erfinder, bestehend aus einer Gruppe von Kryptografieforschern, haben etwas an ihm herumgebastelt. Die neue Digitalwährung kann schneller berechnet werden und das System kann mehr Transaktionen durchführen. Das sorgt für mehr Liquidität und kürzere Überweisungszeiten, wie Zooko Wilcox meint, der das Projekt leitet.
Die neue Währung unterscheidet sich auch in der Art und Weise, wie sie verwaltet wird. Die Betreiter haben das ganze als quelloffenes Projekt begonnen - und es ist noch immer eines: Eine kleine Gruppe an freiwilligen Programmierern entscheidet darüber, welche Veränderungen gemacht werden. Das Programm von Zcash ist ebenso quelloffen, aber die Erfinder haben ein zusätzlich ein Unternehmen gegründet und auch Geld von Investoren angenommen. Hinzu kommt, dass 10% der 21 Millionen Münzen markiert sind und an die Gründer, Investoren, Angestellten und eine noch zu gründende Zcash Stiftung herausgegeben werden. All das, sagt Herr Wilcox, wird getan, um die Anreize für alle Interessenhalter an der Währung gleichzurichten, dass die Firma gute Mitarbeiter anziehen kann, und dass schnellere Entscheidungen getroffen werden können - alles Probleme, die bei Bitcoin auftraten.
Der größte Innovationssprung allerdings kommt mit der Anonymität. Bitcoin verschleiert die Identität der Währungsbesitzer, aber die "Blockchain", das Register, das alle Münzen nachverfolgt ist offen und kann in puncto Geldflüsse und Kontengröße analysiert werden. Das ist eine ernste Hürde für Banken: Blockchains könnte ihre Handelsstrategien verraten und Informationen über ihre Kunden verraten. Zcash dagegen schützt Überweisungen vor neugierigen Augen mit einer Methode namens "Nullwissenbeweis" ["Zero-Knowledge-Proofs"], daher auch das "Z" im Name. Diese kryptografischen Protokolle bieten eine wahr/falsch Aussage an (etwa, wem die Münzen gehören), ohne aber irgendeine sonstige Information preiszugeben (etwa wie viele Münzen es sind und woher sie kamen). Mit dem Anbieten dieser Verschleierungstechnologie - genannt "zk-SNARK" (was immer das heissen mag) - an Banken will die Firma Zcash ihr Geld verdienen.
Das klingt durchaus vielversprechend, allerdings könnte Zcash, die Währung, seinen Betreibern nicht lange eine Freude bereiten. Nachdem es bei der Bitcoin Gemeinde eine Krise gab scheint es nun so zu sein, als hätten sie einen Weg gefunden, um die Kapazität des Systems zu vergrößern (das bereits seine Grenze erreicht hat: Viele Überweisungen enden in der Warteschlange). Und Ethereum, deren Anspruch es ist "intelligente Verträge" zu ermöglichen, hat sich wieder erholt, nachdem einer dieser automatisch ablaufenden Geschäftsvereinbarungen mit einem Investor namens DAO furchtbar schiefging (auch wenn inzwischen wieder neue Probleme auftauchten).
Cryptowährungen aber stehen nicht nur im Wettbewerb zueinander. Sie alle bestehen aus einer unterschiedlichen Mischung aus Sicherheit, Komplexität, Leistung, Kosten und anderen Faktoren, weshalb es gut möglich ist, dass jede einzelne davon ihre Nische finden wird. Auch Kooperationen sind möglich: Da ihre Software quelloffen ist können die Entwickler leicht von den anderen lernen und sich gegenseitig kopieren. Sollte der Nullwissenbeweis von Zcash funktionieren, dann könnte er eines Tages auch Teil von Bitcoin werden. Und es gibt auch Programmierer, die daran arbeiten, dass unterschiedliche Blockchains miteinander verknüpft werden können. Eines Tages könnte aus der Zusammenarbeit eine Art ÜberCoin entstehen, der in allen Blockchains frei fliessen kann - und worüber sich einige der Zentralbanker wieder freuen würden.
Im Original: Known unknown