Dienstag, 21. Februar 2017

Durchwurschteln zum Kollaps


Von James Howard Kunstler für www.Kunstler.com, 20. Februar 2017

Angesichts all des Rauches und Nebels, der von Trump und seinen Gegern ausgestossen wird muss es schwer sein, die tatsächlichen Themen zu erkennen, von denen diese Gesellschaft getrieben wird und selbst wer in der Lage ist diese zu sehen, der muss erst noch eine Meinung dazu entwickeln. Anschaulich illustriert wird dies von Paul Krugman in seiner albernen montäglichen Kolumne in der New York Times "Über die volkswirtschaftliche Arroganz" - ein Titel, der auf Krugmans eigene Einstellung zum Thema passt wie die Faust aufs Auge.

Darin versucht Krugman für eine wachstumsfreie Wirtschaftsordnung zu werben, indem er mit dem Basisvokabular der Volkswirtschaftslehre um sich wirft: Produktivität, Demografie und Arbeitsmarktzahlen. Krugman hat in Wahrheit keine Ahnung, was uns in der gegenwärtigen Gemengenlage aktuell heimsucht, namentlich die fallenden Gewinne auf Investition in der Ölindustrie, die inzwischen an einen Punkt gelangt sind, an dem es die kostenträchtige Tätigkeit des Öl aus dem Boden holens nicht mehr wert ist, nachgegangen zu werden. Und da die meisten Dinge, die wir in unserer Volkswirtschaft machen und produzieren, auf billigem Öl beruhen - und es keine realistische Aussicht darauf gibt, sie mit den sogenannten "Erneuerbaren" oder noch unentdeckten Energieerzeugungsmethoden zu ersetzen - können wir nicht mehr genug Wohlstand erarbeiten, um unseren gewohnten Lebensstil auch nur annähernd zu halten.

Wir können nicht genug Wohlstand erwirtschaften, um die Zinsen auf die Schulden zahlen zu können, die wir aufgetürmt haben, um die immer mehr in den Mittelpunkt rückende Zwickmühle der Energiefrage zu verdecken. Und das, um es kurz zu sagen, ist genau das, was unser Finanzsystem sprengen wird. Und wenn die Wirtschaft erstmal implodiert, dann wird der Rest bald folgen.

Das wahre Problem, das sich in aller Offenheit versteckt besteht darin, wie Amerika - genau genommen die gesamte sogenannte "entwickelte" Welt - den Wohlstandsverlust verteilen wird, ohne gleichzeitig in ein dunkles Zeitalter oder noch schlimmeres abzusürzen. Übrigens, auch der alte Meister Alan Greenspan hat sich letzte Woche in diesem Business Insider Artikel der "Produktivitätsfrage" zugewandt. Keiner dieser gefeierten Grosswesire weiss, worüber sie verdammt nochmal reden, das Land aber hängt an ihren Richtungsvorgaben und wird sich am Ende in einem Spiegelsaal wiederfinden, in dem kein Licht scheint.


http://1nselpresse.blogspot.com/2017/02/buch-die-weltanschauung-des-steve-bannon.html


Auf der einen Seite haben wir also Trump und seine Trumpisten und Trumpistösen, beschäftigt mit dem Verkünden der Rückkehr von "Größe" (beispielsweise mit einer boomenden Industrie voller zufriedener Männer mit Pausenbrot), was aber nicht passieren wird; und auf der anderen Seite haben wir die ahnungslosen Claqueure von Technokraten, die tatsächlich daran glauben, dass sie das Produktivitätsproblem lösen können mit Mitteln, die man bei Lichte betrachtet zusammenfassen lassen mit: Bilanzbetrug.

Dann gibt es da noch die amerikanische Öffentlichkeit und die Massenmedien, die auch nicht die Aussicht eines massiven Ausgabenprogrammes für die "Infrastrukktur" hinterfragen, mit der die lahmende Wirtschaft wieder auf Vordermann gebracht werden soll. Fragt man sie, was sie damit denn meinen, dann erfährt man, dass sie alle unsere Autobahnen, Brücken, Tunnel und Flughäfen in neuem Glanz erstrahlen lassen wollen. Einige werden richtigerweise vermuten, dass wir gar nicht das Geld dafür haben - oder dass dies nur mit noch mehr Bilanzbetrug zu schaffen ist (also, dass das Geld von der Zukunft ausgeliehen wird). Unterm Strich aber denken die Erwachsenen dieses Landes und zwar aller politischer Neigungen, dass wir es tun können und tun sollten, und dass es etwas gutes wäre.

Und wozu dient dieser Neuaufbau der Infrastruktur? Es ist ein Gestalten, dem die Zukunft fehlt. Zu Grunde liegt ihm eine strukturelle, extreme PKW Abhängigkeit, die unmöglich ein weiteres Jahrzehnt so weiterbestehen kann. Mehr WalMarts, Target Geschäfte, Taco Bells, Muffler Läden, McHousing Ableger und andere Symbole unseres schnell absterbenden Lebensstils? Ist es nicht offensichtlich für jeden, auch wenn er noch nie davon gehört hat, oder es versteht, dass wir uns mit der Ölabhängigkeit ins eigene Knie geschossen haben? Dass wir einen anderen Pfad betreten müssen, wenn wir Menschen bleiben wollen?

Es ist nicht schwer diese auf uns wartende Welt zu beschreiben, wie ich es in einer Reihe von Büchern getan habe. Wir werden dort ankommen, ob es uns gefällt oder nicht. Was wir dabei entscheiden können ist, ob wir die Reise dorthin leichter oder beschwerlicher gehen wollen, je nachdem wie sehr wir uns dorthin schleifen lassen oder von uns aus dorthin gehen.

Die Geschichte ist unerbittlich. Momentan zieht uns die von mir beschriebene Dynamik in ein ungewisses Erwachen hinein, das sich sehr wahrscheinlich noch in diesem Frühling entfalten wird, da uns die politische Oberflächlichkeit von Trump und der Hass seiner Gegner uns just in dem Augenblick in einen Strudel hineinziehen wird, da das Finanzsystem seine Stabilität verliert.

Man muss auf die Debatte um die Anhebung der Schuldenobergrenze achten und auf die nächste Zinserhöhung der Federal Reserve, die das alles in Gang setzen kann. Die Frage ist nur noch, auf wen wir unsere Probleme schieben werden, Russland, China, Mexiko oder irgendein anderes Land. Es ist bereits jetzt ersichtlich, dass der Tiefe Staat das ganze entsprechend steuern wird.





Im Original: Fumbling Towards Collapse