Von Gavin Mortimer für www.Spectator.co.uk, 8. Mai 2017
Wie gehts nun weiter für Marine Le Pen und den Front National? Am Abend, als die Partei eine Rekordzahl an Stimmen bei einer französischen Wahl gewinnen konnte, es waren doppelt so viele, wie bei der zweiten Runde von 2002, so gab es vor den Kameras trotzdem nur wenige Zeichen für einen Triumph. "Hier gibt es aus offensichtlichen Gründen etwas Enttäuschng, es wäre unehrlich dies zu verleugnen," so Marion Marechal-Le Pen, Marines Nichte. Letzte Woche meinte sie, dass die 40 Prozent Marke ein bedeutender Sieg wäre für den Front National, allerdings blieb das Endresultat von 34 Prozent deutlich unter diesem Wert. Marechal-Le Pen sagte:
"Es ist klar, dass wir es nicht geschafft haben, die Franzosen davon zu überzeugen, dass dies ein Referendum für oder gegen Frankreich ist, für oder gegen die Masseneinwanderung und für uns heisst es, in den kommenden Wochen über die Konsequenzen daraus nachzudenken."
Marechal-Le Pen wies die Vermutung zurück, dass sie nach dem enttäuschenden Ergebnis einen Putsch gegen ihre Tante anführen könnte und sagte, das sie "entschieden in den kommenden Tagen alle Versuche der Medien zurückweisen wird, die mich in Opposition gegen Marine Le Pen stellen würden." Solch ein Vorgehen wäre auch unklug vor den Parlamentswahlen im kommenden Monat, bei denen der Front National 40 Sitze in der Nationalversammlung anstrebt, allerdings könnte ein anderer Schritt darin bestehen, Florian Philippot zu entfernen. Der Vizepräsident der Partei und Marine Le Pens rechte Hand ist eine spalterische Figur. Er war es, der Le Pen davon überzeugte, ihre Kampagne auf den Austritt aus dem Euro und auf Protektionismus zu fokussieren und weniger auf klassische Themen des Front National. In den Augen von Marechal-Le Pen und ihrem Großvater Jean-Marie, der die Partei vor 40 Jahren gründete, war das ein Fehler. Bei einem Gespräch im französischen Radio am Sonntag Abend bereute Jean-Marie Le Pen, dass der Front National auf Philippot hörte, ein Mann der "in den Hintergrund zurücktreten sollte", und er wies die Partei an, zu ihren "Wurzeln" zurückzukehren, wie etwa der einwanderungsablehnenden Haltung.
Als sie am Sonntagabend ihre Niederlage einräumte erklärte Marine Le Pen, dass trotz des Abstands zu Macron ein neuer Graben sichtbar wurde "zwischen Patrioten und Globalisten". Sie beschrieb dies als eine "historische Gelegenheit", die Le Pen nutzen will und meinte, dass "wir eine grundlegende Transformation unserer Bewegung beginnen werden, um eine neue politische Kraft zu formen". Es ist genau diese neue politische Kraft, die in den kommenden Wochen eine Spaltung in der Partei erzeugen könnte.
Marion Marechal-Le Pen und andere Hardliner wollen von Philippots Globalisten vs Nationalisten Strategie abkommen und zum klassischen Links vs Rechts Kampf zurückkehren. Sie glauben, dass mit Philippots Plan, der auf den Kampf gegen den Konservativen Francois Fillon, einst der Favorit auf die Präsidentschaft, bis Bereicherungsvorwürfe gegen ihn laut wurden, ausgerichtet war, Macrons Stärken in die Hände gespielt hat. Während er beispielsweise standhaft seine europa- und globalisierungsfreundliche Vision vertrat, musste Le Pen ihren Standpunkt verändern hinsichtlich des Verlassens des Euro, wodurch sie inkonsistent wirkte und bei dem Thema verwirrte. All das, während Macrons Strategien gegen den islamischen Extremismus, gegen Gewaltverbrechen und die illegale Einwanderung kaum angefochten wurden, obwohl sie alle als Schwächen in seinem Manifest ausgemacht wurden.
Das aber sind alles Themen, von denen der 35 Jahre alte Philippot meint, dass sie der Partei dabei schaden, ihre Wählerbasis verbreitern zu können, was auch für den Namen der Partei gilt. Am Sonntagabend, während Le Pen von der Notwendigkeit einer "grundlegenden Transformation" sprach, erklärte Philippot bei einem Fernsehinterview darüber, worum es dabei geht, und meinte, die Partei "würde sich in eine neue politische Kraft wandeln, die dann notwendigerweise auch nicht mehr den selben Namen tragen wird."
Das aber ist einfacher gesagt, als getan. Innerhalb von nur wenigen Minuten nach Philippots Kommentaren kam bereits die Reaktion einiger aus der alten Garde des Front National, jene Männer, die sich vor vielen Jahren um Jean-Marie Le Pen sammelten. Bruno Gollnisch, einer der Parteimitglieder im EU Parlament meinte:
"Ich bin dagegen. Meines Erachtens müssen wir den Kern unserer Überzeugungen erhalten und unsere traditionellen Werte verteidigen."
Und als Jean-Marie Le Pen von der möglichen Namensänderung hörte wurde klar, dass die Partei in Lager geteilt ist:
"Ich werde es nicht erlauben, dass der Name Front National einfach so verschwindet.
Es wird eine Parteikonferenz geben und dann werden die Mitglieder entscheiden. Herr Philippot wird das nicht alleine entscheiden."
Im Original: After Le Pen’s defeat, is the Front National heading for a split?