Freitag, 28. April 2017

Die Medienblase ist schlimmer als man meinen möchte


Wir haben die Zahlen dazu aufbereitet, wo Journalisten arbeiten und wie schnell die Veränderungen in der Branche vonstatten gehen. Die Ergebnisse sollten jeden beunruhigen. Von Jack Shafer und Tucker Doherty für www.Politico.com, Mai/Juni 2017


Wie konnten die Medien nur die anschwellende Flut verpassen, auf der Donald Trump zum Sieg geritten ist? Nachrichtenorganisationen, egal ob alt oder neu, groß oder klein, gedruckt oder digital, sie alle haben Legionen an Journalisten losgeschickt, die alle ausgerüstet waren mit den aktuellsten Umfragezahlen und Analysen und haben über den Präsidentschaftswahlkampf berichtet. Die überwältigende Annahme dabei war, dass das Rennen eigentlich bereits für Hillary Clinton gelaufen war und die wirkliche Frage nicht darin bestand, wer im November gewinnen würde, sondern mit wie viel Abstand sie den politischen Parvenü Trump hinter sich lassen würde. Inzwischen wohnt Trump im Weißen Haus und es ist Clinton, die völlig abgeschlagen ist - ein Ergebnis, das nicht nur extrem peinlich war für die Presse, sondern auch eine Anklage gegen sie ist. Die Wahl hat klar gezeigt, dass die nationalen Medien jene Nation, über die sie zu berichten vorgeben, schlichtweg nicht verstehen.

Was aber lief falsch? Was läuft noch immer falsch? Für einige Konservative war Trumps überraschender Sieg am 8. November nichts anderes als das, was sie erwartet hatten, und die von Demokraten beherrschte Presse wissentlich die ganze Zeit Teil des Clinton Lagers war. Für sie sind die Medien nicht nur schuldig, mit einer politischen Neigung berichtet zu haben, vielmehr haben sie sich zum Komplizen der Kandidatin gemacht. Allerdings ginge dieses wissentlich zu weit: Keine Nachrichtenorganisation hat die Geschichte um Clintons E-Mails ignoriert und alle haben sich auch intensiv am E-Mailpostfach von John Podesta bedient, als dieses offen für alle zugänglich wurde. Effektiv macht man sich nicht schuldig, einen Sieg von Clinton erzwingen zu wollen, auch wenn man täglich unbewusst positiv über sie und ihre Partei berichtet.

Die Antwort auf die Frage der medialen Kurzsichtigkeit findet sich andernorts und niemand hat ein besseres Argument präsentiert, warum die nationalen Medien die Trumpgeschichte verpasst haben, als Nate Silver von FiveThirtyEight, der meinte, dass die ideologische Zusammenrottung in den Spitzennachrichtenräumen zu Gruppendenken führte. Im März schrieb Silver, dass "sich seit 2013 nur 7 Prozent aller [Journalisten] als Republikaner bezeichnet haben," und kritisierte die Presse für ihre politische Homogenität. Kurz nach der Wahl griff der präsidiale Stratege Steve Bannon die Presse an demselben Punkt scharf an, allerdings mit einer etwas beherzteren Sprache. Bannon sagte:


"Die Medienblase ist das ultimative Symbol dessen, was falsch läuft in diesem Land.

Es handelt sich dabei um einen Personenkreis, der nur mit sich selbst spricht, aber keine verdammte Ahnung hat, was überhaupt los ist."

Das journalistische Gruppendenken aber war nur ein Symptom, nicht die Ursache. Und wenn es um die Ursache geht, dann gibt es einen besseren Weg, dies zu ergründen, als nur "Neigung" und "Verschwörung" zu rufen, oder die Parteizugehörigkeiten zu zählen. Dieser Weg besteht darin, die Landkarte zu befragen. Wo arbeiten Journalisten, und wie hat sich dies in den letzten Jahren verändert? Um dies zu beurteilen haben ich und mein Kollege Tucker Doherty Arbeitsmarktstatistiken angesehen und sie mit Wahlmustern und Zensusinformationen verglichen, um herauszufinden, wie die amerikanische Medienlandschaft aussieht und wie sie sich verändert hat.

Die Ergbenisse daraus lesen sich wie eine Offenbarung. Die nationalen Medien agieren tatsächlich in einer Blase, etwas, das noch bis 2008 nicht der Fall war. Und diese Blase wird immer extremer. Mit ihrer starken Konzentration auf die Küsten wächst diese Blase sowohl in ihrer geografischen, als auch ihrer politischen Verdichtung. Wer als Journalist arbeitet, dann ist es nicht mu recht wahrscheinlich, dass man in einem Bezirk lebt, der für Clinton stimmte - vielmehr ist es wahrscheinlich, dass man in einem Bezirk lebt, der am stärksten für Clinton stimmte. Und das ganze kommt mit der entsprechenden Nachbarschaft: Der typische Leser von Politico etwa ist ebenfalls Bürger von Blasenheim.

Der Term "Medienblase" scheint von Journalismuskritikern zu sehr verwendet zu werden, die jenen Reportern eines auswischen wollen, die in Brooklyn oder Kalifornien leben und das "wahre Amerika" im Süden Ohios oder im ländlichen Kansas nicht begreifen. Allerdings sind das laut unseren Zahlen alles andere als Übertreibungen: Die Blase ist nicht nur real, sie ist darüber hinaus auch bei weitem extremer, als man erwarten würde. Und ihre Entwicklung wird getrieben von tiefgreifenden Entwicklungen in der Industrie.

Teile der Medien lebten immer schon in ihrer eigenen Blase. Die nationale Magazinindustrie ist seit Generationen in New York beheimatet und das Produzierte reflektiert entsprechend die Ostküstenmentalität. Auch Radio- und Fernsehsender aus New York und Los Angeles teilten diese dominante Einstellung. Allerdings wurde dies mehr als ausgeglichen über die Anzahl von Zeitungsjobs in den großen, mittleren und kleineren Städten im ganzen Land, wodurch der Journalismus überall zu Hause war.




Dies ist nicht mehr länger der Fall. Die Zeitungsindustrie hat aufgrund von ausbleibenden Werbeeinnahmen hunderttausende Arbeitsplätze verloren. Die Tageszeitungen haben ihr Volumen, ihre Seiten und die Zahl ihrer Eigenberichte eingedampft; einige erscheinen sogar nicht mehr täglich; hunderte wurden geschlossen. Laut Arbeitsstatistikbehörde haben die Tages- und Wochenzeitungen des Landes 1990 etwa 455.000 Journalisten, Angestellte, Verkäufer, Gestalter und so weiter beschäftigt. Im Januar 2017 hat sich diese Zahl auf 173.900 fast gedrittelt. Diese Verluste sind in fast jedem Landesteil zu spüren.

Mit dem Verschwinden der Zeitungen haben Internetpublikationen Mitarbeiter eingestellt und die Lücke teilweise geschlossen. Laut BLS Zahlen gab es einen erstaunlichen Boom bei Arbeitsplätzen für "Internetmagazine und Sender". Seit Januar 2008 ist die Zahl der journalistischen Internetarbeitsplätze von 77.900 auf 206.700 im Januar 2017 gestiegen. Ende 2015, während Obamas zweiter Amtszeit, haben sich diese beiden Entwicklungslinien - klassische Zeitungsarbeitsplätze und jene im Internet - schliesslich getroffen. Das erste Mal haben damals mehr Personen im Internet veröffentlicht, als über Zeitungen. Inzwischen stellen Internetmagazine sogar zwei Mal schneller neue Mitarbeiter ein, als die Zeitungsbranche verliert.

Allerdings ist dies nicht nur eine Verschiebung des Mediums. Gleichzeitig findet eine soziopolitische Verschiebung statt, und zwar eine sehr radikale. Da, wo es im Land Zeitungsarbeitsplätze gibt, da gibt es keine entsprechenden Internetarbeitsplätze: Heute finden sich 73 Prozent aller journalistischen Internetarbeitsplätze entweder in dem Boston-New-York-Washington-Richmond Korridor, oder an der Westküste entlang des Halbmondes von Seattle über San Diego bis Phoenix. Im Großraum Chicago, einem traditionellen Medienzentrum finden sich gerade einmal 5 Prozent und der armselige Rest von 22 Prozent verteilt sich auf den Rest des Landes. Dazu kommt, dass fast das gesamte Wachstum der Internetpublizistik außerhalb des kontinentalen Kernlandes stattfindet und sich auf wenige verstädterte Bezirke beschränkt, wobei es sich dabei jeweils um Orte handelt, die für Clinton stimmten. Wenn als ein konservativer Freund den Begriff "Medien" als Synonym verwendet für "küstennah" und "links", dann liegt er nicht allzu weit daneben.

Was aber sorgte dafür, dass sich der Großteil der nationalen Medienjobs an den Küsten konzentriert? Ein Zufall? Ein Zusammenkommen ähnlich gesinnter Personen? Die Antwort ist bei weitem struktureller und auch weitaus schwerer zu verändern: Verantwortlich waren wirtschaftliche Gründe.

Die Magie des Internets bestand darin, dass es alte Gewissheiten des Arbeitsmarktes durcheinander wirbelte und das Erstarren der Arbeitsplätze in den Metropolregionen verhinderte - zumindest war es das, was uns die Netzutopisten Mitte der 1990er Jahre versprachen. Die Technologie würde Internetarbeiter befreien und ihnen erlauben überall da zu arbeiten, wo sie einen Breitbandanschluss fanden. Das stimmt theoretisch noch immer, da vor allem tausende Webentwickler, Autoren und Produzenten in weniger dicht besiedelten Gebieten leben.

Ökonomen aber wissen etwas, das die Apostel des Internet ignoriert haben: Sind alle Voraussetzungen eingeebnet, dann neigen spezialisierte Industrien dazu, sich an einem Ort zu häufen. Autounternehmen sind nicht in abgelegenen Gegenden entstanden, wo es Autos braucht - sie entstanden in Detroit, das bereits eine Schwerindustrie hatte, sich in der Nähe von Rohstoffen befand, über qualifizierte Arbeiter verfügte und ein Netzwerk an Lieferanten hatte, auf dem die Autobauer sich entwickeln konnten. Wenn Industrien wachsen, dann teilen sie sich und erschaffen Ableger, was man am besten am Silicon Valley beobachten kann, das in den 1960er Jahren auf Basis einer Handvoll Elektronikfirmen aufblühte. Seattles Aufstieg zu einem Technologiezentrum wurde von Microsoft angestossen, das 1979 in die Gegend zog und dabei half, jenes Ökosystem zu erschaffen, auf dessen Basis Unternehmen wie Amazon entstehen konnten.

Enrico Moretti, ein Ökonom in Berkeley, der die Geografie der Arbeitsplatzentstehung studierte, weist darauf hin, dass die Technologiegründer, die im Bereich der Internetpublizistik tätig sind, ihre Unternehmen auch an Orten wie Cleveland hätten gründen können, wo es niedrige Mieten und günstige Lebenshaltungskosten gibt, allerdings haben sie das nicht. Sie brauchen die talentiertesten Mitarbeiter, die dazu neigen, in die Zentren ihrer Industrie zu ziehen, wo die Nachfrage hohe Löhne verspricht. Und in diesen Zentren sind bereits alle möglichen angeschlossenen Industrien beheimatet, die eine Neugründung so dringend braucht - Anwälte mit einer Spezialisierung auf intellektuelles Eigentum; Hard- und Softwarehändler; Risikoinvestoren; usw.

Das alte Zeitungsgeschäftsmodell verhinderte diese Art der Zusammenrottung. Mit Ausnahme nationaler großformatiger Zeitungen - wie der New York Times, dem Wall Street Journal, USA Today und zunehmend der Washington Post - müssen sich Zeitungen auf Tuchfühlung mit ihrer Kundschaft befinden, die ihre lokalen Nachrichten konsumieren möchten, und die lokal ansässige Werbetreibende erreichen wollen. Der Argus Leader von Siux Falls ist genauso in South Dakota beheimatet, wie die Wasserkraftwerke in den Rocky Mountains, die dort nicht weg können. Ökonomen bezeichnen dies als "nicht handelbare Waren" - Waren, die dort konsumiert werden müssen, wo sie hergestellt werden. Das Zeitungsgeschäft lässt sich nicht wirklich von dem Ort trennen, wo sie gedruckt wird. Getrieben wird - oder wurde - deren Geschäft mit Werbung für Waren, die ebenfalls nicht transportiert werden können, wie Immobilien, Arbeitsplätze, Inneneinrichtung und Autos. Und da es zunehmend schwerer wurde, an Werbeeinnahmen zu gelangen, wurden die Lokalredaktionen kleiner und kleiner.

Internetmedien dagegen, befreit von den Druckerpressen und örtlichen Anzeigemärkten, konnten sich nach und nach anhäufen und zwar an jenen Orten, wo es Industrien oder Regierungsaktivitäten gibt, über die sie berichten. New York ist aufgrund der Größe ihrer Unternehmens- und Bankengemeinschaft die Heimat der meisten Wirtschaftsnachrichten. Ganz ähnlich ist es bei der Berichterstattung über die nationale Politik, die sich in Washington einfand und mit der Bundesregierung mitwuchs. Die Unterhaltungs- und Kulturberichterstattung sammelte sich in New York und in Los Angeles, wo diese Geschäftszweige stark vertreten sind.

Das Ergebnis? Wer sich die Karten mit den Diagrammen ansieht, der braucht keinen republikanischen Wahlkampfstrategen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sehr sich die "Medienblase" von der durchschnittlichen amerikanischen Erfahrung der Realität entfernt hat. Zeitungsarbeitsplätze sind bei weitem besser über das ganze Land verteilt und das beinhaltet auch sehr konservative Ecken. Da diese aber immer mehr verschwinden, sind es die Internetarbeitsplätze, die das Wachstum und die Publizistik bestimmen - und diese befinden sich nunmal fast ausschliesslich an Orten, die dicht besiedelt und liberal sind und sich vollständig in ihrer eigenen Blase befinden.

Als in der Wahlnacht die Auszählungsergebnisse reinkamen wurde immer klarer, dass das Land sich noch weiter in zwei Amerikas aufgetrennt hat. Mit nur wenigen Ausnahmen gewann Clinton durch die Bank alle städtischen Regionen, während Trump die ländlichen Regionen für sich entschied. Und wie man sich denken kann, dominierte Clinton vor allem da, wo die Internetpublizistik zu Hause ist. Fast 90 Prozent aller Angestellten in diesem Bereich arbeiten in Bezirken, die Clinton gewann und 75 Prozent von ihnen arbeiten in Bezirken, die sie mit über 30 Prozent gewann. Berücksichtigt man hier noch die immer weniger werdenden Stellen bei klassischen Zeitungen, dann haben 72 Prozent aller Angestellten im Zeitungs- und Internetpublizistikmarkt in einem Bezirk gewohnt, den Clinton gewonnen hat. In dieser Hinsicht lässt sich eindeutig schlussfolgern, dass Clinton die Kandidatin der nationalen Medien war.

Hier sollte man - nach Möglichkeit - dem üblichen konservativen Reflex widerstehen, diese Zahlen so zu verstehen, dass die Medien die Nachrichten absichtlich positiv für die Demokraten darstellen. Besser aber ist, sich die Sache aus der Perspektive eines Sozialwissenschaftlers anzusehen: Jene, die Neuigkeiten berichten, editieren, prduzieren und veröffentlichen können sich nicht dagegen wehren, dass sie - zutiefst - von ihrem Umfeld beeinflusst werden. Der ehemalige Redakteur der New York Times, Daniel Okrent, kam zu diesem Schluss, als er in einem noch immer lesenswerten Kommentar von 2004 die eindeutig linke Neigung seiner Mitarbeiter analyierte. "Hert, Hirn und Gewohnheiten" der Times, so schrieb er, können nicht getrennt werden vom Ethos der kosmopolitischen Stadt, in der die Zeitung produziert wird. Bei Themen wie Abtreibung, Schwulenrechten, Waffenkontrolle und Umweltregulierungen reflektiert die Berichterstattung der Times die dominante Haltung in der Region. Und ja, auch in der gesamten Internetpublizistik der großen Städte - sei es Los Angeles, New York, Boston, Seattle, San Francisco oder Washington - gibt es diesen gewissen timesianishen Ethos. Die Times hält sich selbst für eine zentristische nationale Zeitung, allerdings ist es eher so, dass ihre Grundausrichtung perfekt mittig sitzt in Bezug auf alle Regionen Amerikas, die Manhattan am ähnlichsten sind.

In allen großen nationalen Nachrichtenräumen in den von Clinton dominierten Regionen - CNN, CBS, the Washington Post, BuzzFeed, Politico und all die anderen - findet sich ein ganz ähnlicher Ethos, der auch in der Times vorherrscht. Ihre Reporter, und davon gibt es eine Menge, können noch so regelmässig einmal im Monat einen Abstecher in die ländlichen Gebiete der Appalachen oder des mittleren Westens machen und trotzdem bleiben sie unbeeindruckt von deren provinziellen Empfindlichkeien: Die Journalisten tragen ihre Blase einfach mit sich.

In gewissem Sinn reflektiert die Medienblase eine lange bekannte Wahrheit über Amerika: Orte mit Geld werden besser bedient, als welche ohne Geld. Die Menschen in den großen Medienstädten sind nicht nur liberaler, sondern auch wohlhabender: Die Hälfte aller Zeitungs- und Internetangestellten arbeiten in Bezirken, in denen das Medianhaushaltseinkommen über 61.000 Dollar liegt - das sind stolze 7.000 Dollar mehr als der landesweite Median. Die kommerziellen Medien neigen dazu, sich an Orten zu konzentrieren, wo ein Großteil des BIPs erschaffen wird und das sind die Küsten. Vielleicht ist es das, worüber Bannon schimpft, wenn er die "korporatistischen, globalen Medien" abqualifiziert, wie er es im Februar bei der nationalen Konferenz konservativer Aktivisten tat. Sollte die gegenwärtige Entwicklung so weiter gehen - und es ist relativ sicher, dass dem so sein wird - dann werden die nationalen Medien weiter expandieren und sich an den Küsten ansammeln, während die lokalen und regionalen Medien immer weiter schrumpfen.

Kann diese Kurzsichtigkeit der Medien geheilt werden? Im Unterschied zu anderen Industrien haben die nationalane Medien noch einen weiteren Zielbezug, als einfach nur im Geschäft zu bleiben: Viele Nachrichtenräume fühlen sich tatsächlich dazu verpflichtet, die amerikanische Lebensrealität abzubilden. Manchmal kann dabei die Korrektur der linken Neigung ein kluger Schachzug sein. Beispielsweise hat Fox News richtigerweise geraten, dass es da ein großes Publikum im Land gibt, deren Weltanschauung nicht von den Mainstrem Sendern reflektiert wird, und so konnte Fox aufsteigen und die Zuschauerzahlen dominieren. Mit dem Übernehmen der von Fox reflektierten anti-establishment Botschaft für seine politischen Bedürfnisse schaffte es Trump, auf jenem Publikum zu reiten, auf dem auch Fox seinen Erfolg begründet und so wurde eine Stimme für ihn zu einer Stimme gegen die Elitenmedien - seine abwertenden Sprüche waren immer gegen die nationale Presse gerichtet, nie gegen lokale Medien. Ganz ähnlich konnte Breitbart groß werden, indem es permanent gegen Linke austeilt und sich dabei implizit auf die Seite des "wahren Amerika" schlägt und damit die Blasen an den Küsten zum Feind erklärt. Breitbart hat laut comScore mittlerweile 15 Millionen Besucher im Monat und das ist nicht weit hinter den Establishment Anbietern, wie The Hill mit 24 Millionen Besuchern oder Politico mit 25 Millionen.

Es fragt sich aber, ist das dann das wirkliche Amerika? Auch Fox und Breitbart - und tatsächlich die meisten der großen konservativen Spieler - das sollte gesagt werden, liegen in der selben Blase, wie alle anderen. Nicht anders als die "MSM" [Mainstream Medien, d.Ü.], produzieren auch sie in New York, Wshington und Los Angeles. Es ist ein Argument gegen die Blase, das vor allem von jenen vorgebracht wird, die in der Blase arbeiten.

Sitzt Amerika in der Falle? Das lässt sich mit Sicherheit für die Medien sagen. Es ist schwer sich vorzustellen, wie eine Industrie sich freiwillig an Orte begibt, an denen es weniger Geld, weniger Menschen und weniger Expertise gibt, insbesondere, wenn der Eindruck vorherrscht, dass die jeweilige Nische bereits von Fox ausgefüllt wird. Und doch annerkennen sie alle, das die Wahl von Trump ein katastrophaler medialer Rohrkrepierer war und sollten die Medien nicht bald herausfinden, was sie falsch machen, dann werden sie weitere produzieren.

Journalismus neigt zum autobiografischen, wenn Journalisten und Redakteure nicht entschlossen sind, ihre Berichterstattung explizit von ihrem eigenen Erwartungsrahmen zu trennen. Die beste Medizin für die gegenwärtige mediale Kurzsichtigkeit sind keine Umerziehungslager, oder einen Schwall an Neueinstellungen für die interne Meinungsvielfalt, auch wenn beide Rezepte in kleinen Dosen sicherlich nicht schaden. Journalisten reagieren auf ihr Versagen am besten, wenn ihre Eitelkeit von der Tatsache zerrüttet wird, dass sie eine große Geschichte verpasst haben, die direkt vor ihrer Nase lag. Wenn es die Demütigung, die größte politische Geschichte einer ganzen Generation verpasst zu haben, nicht schafft, die Nachrichtenräume zu verändern, dann wird es nichts geben, das sie ändern kann. Mehr als alles andere hassen es Journalisten, von anderen geschlagen zu werden.





Im Original:  The Media Bubble Is Worse Than You Think