Von Tyler Durden für www.ZeroHedge.com, 10. Januar 2017
Heute morgen haben wir über eine bizarre Geschichte berichtet, bei der zwei Hacker es schafften, nicht nur die E-Maikonten von EZB Chef Mario Draghi zu knacken, sondern auch die des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi und Mario Monti, sowie einer Vielzahl weiterer hochrangiger Politiker und Beamter. Oberflächlich betrachtet mag das ein Nichtereignis sein, insbesondere, wenn sich die Hacker nicht darüber im Klaren waren, was sie da für marktmächtige Inhalte von den verschiedenen Konten abgreifen konnten und nicht vor hatten, diese zu ihrem Vorteil auszunutzen.
Allerdings gibt es nun neue Informationen, nach denen die Geschichte nicht nur viel größer zu sein scheint, sondern auch eine überraschende Wendung bietet.
Zunächst wurden, wie Bloomberg berichtete, bei der ausgiebigen Cyberspionageaktion neben Draghi und Renzi noch über 18.000 E-Mailkonten gehackt, wie ein Gerichtsdokument ergab. Die treffend mit "Operation Auge der Pyramide" (mehr dazu gleich) benannte Ermittlung enthüllte, dass jahrelang Institutionen, staatliche Behörden, Experten, politische Figuren und Geschäftsleute ausspioniert wurden, wie die italienische Polizei am Dienstag in einer Stellungnahme per E-Mail mitteilte.
Die Polizei sagte, dass zwei Personen verhaftet wurden: Ein Atomingenieur und seine Schwester, die beide in Rom leben "und in den römischen Finanzkreisen wohlbekannt sind."
Bei den beiden handelt es sich um Giulio Occhionero, 45, und seine Schwester Mara Occhionero, 48, denen der Diebstahl von Staatsgeheimnissen und Hacken vorgeworfen wird. Die Anwälte der beiden konnten bislang nicht erreicht werden. Laut Anklage hatten die beiden angeblichen Hacker "das Ziel, für sich und andere einen Gewinn zu erzielen".
Die Haftbefehle der beiden Verdächtigen wurde in Rom von der Richterin Maria Paola Tomaselli ausgestellt, de feststellte, dass Draghis E-Mail bei der italienischen Zentralbank im Sommer 2016 gehackt wurde. Draghi war zwischen 2005 und 2011 deren Zentralbanksgouvaneur. Auch eine Renzi gehörende E-Mail Adresse wurde laut der Dokumente gehackt.
Die Liste der anderen gehackten Personen voller bekannter Namen aus der italienischen Politik. Roberto Di Legami, der Leiter bei der Polizei für Cyberangelegenheten, sagte zu Reuters:
"Es wurden zehntausende E-Mailkonten gehackt, darunter welche von Bankern, Geschäftsleuten und mehreren Kardinälen des Vatikans."
Andere gehackte Personen gehören zum italienischen Ölriesen Eni, der multinationalen Energieffirmal Enel und der Technologiefirma Leornardo Finmeccanica, wie die Gerichtsdokumente zeigen. Auch politische Parteien, Anwaltskanzleien, Politiker und Ministerien wurden ins Visier genommen.
Laut einer Person, die nahe an den Ermittlungen dran ist und unbekannt bleiben will versuchten die Verdächtigen geheime und sensible Informationen zu erlangen, insbesondere über Banken, wie der EZB in Frankfurt und der italienischen Zentralbank in Rom. Bloomberg fügte dazu an:
"Den beiden Verhafteten wird vorgeworfen, Informationen zur nationalen Sicherheit abgegriffen zu haben, sowie der illegale Zugriff auf Computersysteme und im Zusammenhang mit einer Ermittlung durch die römische Staatsanwaltschaft das illegale Abfangen von deren Computerkommunikation, wie es in der Stellungahme der italienischen Polizei hiess."
Dank eines weitläufigen Netzwerks von Computern, die mit einer Malware namens "Eyepyramid" [Augepyramide, d.R.] infiziert war, griff das Paar von einer großen Zahl an Opfern "über viele Jahre vertrauliche Informationen und sensible Daten ab," die sie dann laut polizeilicher Stellungnahme auf US Servern zwischenspeicherten. Es heisst, die mit der italienischen Polizei zusammenarbeitenden Cyberabteilung des FBI habe die Server konfisziert. Ein Vertreter der US Botschaft in Rom verweigerte einen Kommentar zur Arbeit des FBI.
Draghis Konto bei der italienischen Zentralbank, wo er vormals als Gouvaneur agierte und Renzis privates Konto bei Apple, das er in seiner Zeit als Ministerpräsident nutzte, gehörten zu jenen, die mit Malware infiziert waren, wie es im von Reuters zitierten Haftbefehl heisst. Renzis offizielle E-Mail Adresse als Ministerpräsident wurde ebenso abgehört, wie Di Legami sagte.
Nun aber zurück zu den Tätern, denn das macht die Geschichte noch interessanter, als sie ohnehin schon ist.
Giulio Occionero, der ein ein ausgebildeter Atomingenieur ist und Mitgründer der Investitionsfirma Westland Securities, verwendete eine Malware, um auf die E-Mailkonten zugreifen zu können, damit er "Investitionen auf Basis der gewonnen Informationen vornehmen konnte", wie Di Legami sagte. Mit anderen Worten: Er hat Geld gemacht, indem unter anderem Informationen vom Chef der Europäischen Zentralbank abgriff.
Und nun der Hammer: Laut Haftbefehl war Occhionero ein hochrangiges Mitglied einer Freimaurerloge, die "in die Italien geheimnisumwoben ist und unter den von ihm überwachten Personen war auch der Grossmeister der größten Loge des Landes."
Auch wenn Putin in diesen spezifischen Fall wohl nicht involviert war, so war der tatsächliche Vorgang noch bei weitem bizarrer: Occhionero, italienisch für "schwarzes Auge", nutzte eine zugeschnittene Malware namens "Eye Pyramid", ein Bezug auf das alles sehende Auge Gottes, wie es auch auf der Rückseite des US Dollars abgebildet ist, bei dem es sich aber auch um das freimaurische Augensymbol handelt, das jeden Dollarschein ziert.
Laut den Gerichtsdokumenten wurden die gestohlenen Daten auf Servern in Prior Lake in Minnesota sowie in Salt Lake City in Utah gespeichert. Di Legami sagte, das FBI habe diese Server konfisziert und nach Italien verschifft.
Auch wenn der überwiegende Teil des Hackens auf die E-Mailkonten bezogen war, gibt es auch Indizien dafür, dass er es schaffte, auf einigen Computern die Tasteneingaben zu überwachen, was ihm ermöglichte, jeden Buchstaben mitzulesen, wie der Haftbefehl zeigt. Es war aber unklar, welche Computer der Freimaurer auf diese Weise im genauen überwachte.
Der Haftbefehl merkt auch an, dass die Ermittlungen begannen, als im April 2016 die erste infizierte E-Mail gefunden wurde, es aber Hinweise gibt, dass die beiden Täter die Malware bereits seit 2010 zum Spionieren einsetzen. Wie oben angemerkt ergaben die Ermittlungen, dass etwa 18.000 Computer angezapft und 2.000 Nutzerpasswörter gestohlen wurden.
Und auch wenn der Leiter der spezialisierten Cyberabteilung der Polizei, welche die Ermittlungen durchführt gegenüber Reuters meinte, dass es keine Beweise gibt, wonach die italienischen Hacker im Auftrag von Staaten gehandelt haben, so muss man sich auch fragen, ob weitere aus- oder inländische Akteure ebenfalls Zugang zu den Informationen hatten, die von Mario Draghis E-Mailkonto kamen, sowie der wichtigsten europäischen Zentralbank und es fragt sich auch, wie genau Occhionero - ein hochrangiger Freimaurer und Finanzexperte - von den Informationen profitieren konnte, und wie seine Komplizen, egal ob Freimaurer oder nicht, von einer Innenansicht profitieren konnten, die einen extrem tiefen Einblick auf kritische, marktverändernde Nachrichten zuliess, vor allem, da die EZB eine Reihe von Initiativen ankündigte, die im größten Absturz von Unternehmensanleihen in der Geschicht resultierten.
Schliesslich ist auch zu fragen, ob Occhionero, der es schaffte, so gut wie jeden hochrangigen Italiener auszuspionieren, nicht auch das selbe mit ausländischen Insitutionen machte und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Öffentlichkeit und Medien extrem sensiblel reagieren auf jede Art von Cyberkriminalität. Man muss sich wirklich fragen, lernen sie daraus überhaupt etwas?
Wir jedenfalls hoffen, dass wir noch sehr viel erfahren werden über diesen faszinierenden Fall.
Im Original: Mario Draghi's Email Was Hacked By A High-Ranking Mason