Präsident Recep Tayyip Erdogan baut die Türkei zu seiner persönlichen Festung aus. Von Burak Bekdil für www.GatestoneInstitute.com, 11. Dezember 2016
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat gute Gründe, in permanenter Angst zu leben. Vor nur wenigen Monaten, am 15. Juli, haben hunderte Militäroffiziere, darunter einige aus seiner persönlichen Wachmannschaft versucht, ihn aus dem Amt zu putschen. Die Art und Weise aber, in der er denkt, zukünftige Versuche, ihm die Macht zu nehmen - und sein Leben - bringen die Türkei an den Rand eines Bürgerkrieges.
Erdogans Kampf gegen die Putischsten ist legitim. Seine Paranoia verständlich. Seine Bemühungen aber, sich eine private Armee aus ihm Ergebenen aufzubauen dagegen ist es nicht. Das Maß an Paranoia, das seinen 1.100+x Räume großen Palast umgibt erreicht immer neue Höhen. Einer seiner Chefberater, Yigit Bulut hat vor kurzem ausländische Fernsehköche, die im türkischen Fernsehen auftreten, vorgeworfen, dass sie ausländische Agenten sind. Bulut behauptete, die Köche würden durch Anatolien reisen, um Geheimdienstinformationen zu sammeln und mehr über die Kasernen des Militärs und die Industrieeinrichtungen der Türkei herauszufinden. Bulut mag sich dabei lustig anhören, aber er ist eben einer von Erdogans wichtigsten Beratern.
Diese Paranoia schiebt Erdogan und seine Männer über den Rand in ein ganzes Loch voller Paranoia - und voller Bürgerkrieg. Es gibt auch Zeichen, dass Erdogans Abenteuerlust nicht auf die Türkei beschränkt bleiben wird. Bei einer Umstrukturierung des nationalen Geheimdienstes beispielsweise erschuf Erdogans Regierung beispielsweise die Stelle des stellvertretenden Untersekretärs für "Spezialoperationen". Der Türkeiexperte Pinar Tremblay sagt dazu:
"Die Einrichtung dieser Einheit sagt uns, dass die türkische Abenteuerlust noch lange nicht gestillt ist. Im Gegenteil, sie wird noch stärker werden, da wir nun sehen, dass die Regierung bereit ist, noch mehr Geld und Personal für Spezialoperationen auszugeben. Die Institutionalisierung des ganzen sagt uns auch, dass die türkische Präsenz in Syrien und die Einmischung im Irak aus diesem Zentrum heraus koordiniert wird, und dass diese Einheit in den kommenden Monaten noch wachsen wird."
Es gibt auch Zeichen, wonach Erdogan innerhalb der Türkei einen offenen Krieg bereit zu kämpfen ist und zwar gegen jeden Feind, der sich zeigen könnte.
Im August setze Erdogan den pensionierten General Adnan Tanriverdi als einen seiner Chefberater ein. Ranriverdi ist Eigentümer von Sadat, einer internationalen Verteidigungsberatungsfirma. Sadat defininert seinen Geschäftszweck als "das Anbieten von Beratung und militärischen Ausbildungsdiensten im internationalen Verteidigungssektor und dem inneren Sicherheitssektor." Kritiker, darunter Oppositionsabgeordnete, untersuchen Sadats Aktivitäten, da sie den Verdacht haben, deren tatsächlicher Zweck liegt im Ausbilden von offiziellen und auch inoffiziellen paramilitärischen Einheiten, um die vielen Kriege Erdogans in und um die Türkei herum zu führen. "Innerhalb" bedeutet, gegen zukünftige Dissidenten zu kämpfen und "außerhalb" bedeutet vermutlich die Ausbildung von Dschihadisten, die Erdogans sektiererische Kriege in Ländern wie Syrien führen. Erdogan hat vermutlich mehr Angst vor der Expansion der Schiiten, als vor den Abenteuern der Kurden, aller Wahrscheinlichkeit nach sind die kurdischen Ziele für ihn deckungsgleich mit der schiitischen Expansion.
Ganz so, als wäre das nicht genug, um den Frieden zu riskieren unternahm Erdogan vor kurzem einen weiteren Schritt, um seine Verteidigung gegen tatsächliche und eingebildete Feinde zu verstärken. Im Oktober gab die türkische Religionsbehörde "Diyanet" einen Erlass heraus für die Bildung von "Jugendgruppen" heraus, die im Umfeld der zehntausenden Moscheen des Landes entstehen sollen. Zunächst sollen rund um 1.500 Moscheen Jugendgruppen gebildet werden. Laut Plan aber sollen bis 2021 bereits 20.000 Moscheen über Jugendgruppen verfügen und schliesslich werden 45.000 Moscheen welche bekommen. Beobachter sorgen sich, dass die Jugendgruppen früher oder später zu Erdogans "Moscheemilizen" werden könnten im Verglecih zur Hitlerjugend in Nazideutschland.
Der Aufbau solcher Jugendgruppen für Moscheen ist eine gefährliche Idee, insbesondere für ein Land wie die Türkei, in der es tiefe Gräben gibt zwischen sekulären und konservativen Moslems und diese zunehmend polarisieren und das Risiko gewaltsamer Entladungen steigt. Die Moscheemiliz könnte zum Aufbau eines sekulären Pendants mit "sekulären Jugendgruppen" führen. Dann kann jeder selbst raten, wann und wo die beiden Fraktionen das erste Mal aufeinander prallen.
Erdogan kommandiert die zweitgrößte Armee der NATO, sowie einen riesigen Sicherheits- und Geheimdienstapparat. Er braucht diese Armee aus frommen Jugendlichen nicht für seine Sicherheit. Es wird nur zu Gewalt führen und im Schlimmstfall zu einem Bürgerkrieg. Er sollte die Idee einer Privatarmee bestehend aus frommen, jungen Sunniten fallenlassen, bevor es zu spät ist.
Im Original: Erdogan's Private Youth Army