Montag, 3. Oktober 2016

Die unerzählte Geschichte einer Stadt, die von der Migrationskrise beinahe zerstört wurde


Genau ein Jahr, nachdem seine Heimatstadt in den Sog der Migrationskrise geriet ist Bürgermeister Morahalom guter Dinge - Ungarn geht gerade zur Wahl - und er sagt ein Ergebnis voraus, das ein starkes Signal in das Herz von Brüssel schicken wird. Von Zoie O'Brien für www.Express.co.uk, 2. Oktober 2016


Zoltan Nogradi ist seit 22 Jahren Bürgermeister der Kleinstadt im ungarischen Landkreis Csongrad.

Er ist der Ortsvorsteher einer Stadt am Rande des Abgrundes, da sie gerade einmal 30km vom Nicht-EU Mitglied Serbien entfernt liegt und damit am Rande des Schengengebiets.

Die geografische Position der Stadt als Eingang nach Europa macht sie zu einer Durchgangsstation und Anlaufstelle für viele Touristen - aber seit mindestens zwei Jahren wurde der Ort auch zum Zentrum einer Krise, die den Rest von Europa in eine Schockstarre versetzt hat.

In seinem Büro in der Mitte der verschlafenen Stadt sitzend gibt Herr Nogradi zu, dass er sich etwas wie die Migrationskrise nie vorstellen konnte und dass sie vor seiner Türe explodieren könnte.

Es war nicht der Mangel an Erfahrung, weswegen die Stadt Probleme bekam - hunderte Jahre schon kommen Flüchtlinge an, aus dem Kosovo, Rumänien und anderen Balkanländern.

Dieses Mal aber war es anders.

Da Krieg und Terror Teile des Iraks, Syriens, Afghanistans und Afrikas zerreisst, begann eine Massenmigration nach Europa - die später als "Migrationskrise" bezeichnet werden sollte.

Und Morahalom als der erste Ort Europas entlang der Balkanroute wurde plötzlich zur Frontlinie.

Die schiere Zahl an der im Sommer 2015 über die Grenze aus Serbien hereinströmenden Menschen überwältigte die Stadt, der schon bald die Ressourcen ausgingen.

Vier lange Monate waren es täglich tausende, die ankamen.

Für Herr Nogradi war einer der schlimmsten Momente, als Kanzlerin Angela Merkel völlig ohne Vorwarnung ankündigte, dass ab sofort alle syrischen Asylbewerber in ihrem Land willkommen seien.

Bevor sie allerdings in Deutschland ankamen mussten sie erst noch einen Ozean und mehrere Landgrenzen überqueren - und an einer davon liegt Morahalom.

Als die Nachricht auf den Nachrichtenkanälen der Welt gesendet wurde bereitete sich der Ort auf den Ansturm vor.

Nun erinnert sich Herr Nogradi nur noch an die blanke Angst, die er bekam, als er die Nachricht erhielt. Er sagte:


"Mitten im Juni sagte Frau Merkel, dass es keine Maximalzahl an Migranten gibt für die Einwanderer, die in ihr Land kamen.

Wir wussten im Moment als sie es sagte, dass unser Leben vorbei ist.

Die Strassen waren plötzlich voller Migranten, die versuchten nach Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu gelangen - die Felder von Bauern wurden zertrampelt, die Einwohner schockiert."

Zunächst hoffte Herr Nogradi, dass die EU Kommission eingreifen und sie unterstützen würde - allerdings wurde schnell klar - die Kleinstadt war auf sich selbst gestellt. Er sagte:

"Täglich kamen vier- bis fünftausend Migranten durch die Stadt.

Hier wohnen siebentausend Menschen und diese Wanderungsbewegung erfolgte rund um die Uhr.

Sie haben die Strassen nicht benutzt, sie gingen einfach so durch Gärten, Gebäude, Häuser, einfach alles und das hat Spannungen verursacht.

Die völlige Verzweiflung dieser Bürger wurde von diesen Spannungen ausgelöst. Das zweite, was Spannungen erzeugte war Brüssel. Sie taten nichts. Sie haben nicht einmal begriffen, wie groß das Problem ist."

Das einzige, was sie aus Brüssel vom Kommissionspräsidenten Juncker hörten, war dass sie in den Sommerurlaub gingen. Sie haben die Lösung des Problems einfach in den Herbst vertagt, wo sie eine Migrationskonferenz abhalten wollten.

Bürgermeister Nogradi, der auch im Landesparlament sitzt beschrieb die Situation als "chaotisch".

Seine Stadt mit 7.000 Einwohnern wurde wie er meinte in ein "Kriegsgebiet" verwandelt. Er sagte:

"Es dauerte fast zwei Jahre lang, aber letzten Sommer war es am schlimmsten.

Sie gingen in die Schulen, Kirchen und Busbahnhöfe.

Das war nicht beängstigend oder eine Horrorgeschichte. Es gab lediglich Spannungen - allerdings waren die Spannungen intensiv.

Stellen Sie sich nur vor, sie sind zu Hause, liegen vielleicht im Bett und Tag und Nacht gehen Fremde durch ihren Garten. Da kann man sich nicht sicher fühlen. Wie kann man sich da nur entspannen?
Die Stadt ist ein touristischer Ort, weil wir ein Heilbad haben und wir haben 110.000 Übernachtungen im Jahr, wir haben Viersternehotels und jedes Jahr 500.000 Gäste im Heilbad.
Außerhalb der Stadt gibt es große Obsthöfe.
All das ist fast augenblicklich kollabiert wegen der Migration. Die Banken hörten auf Kredite zu vergeben, die Hotels blieben leer, kein Tourist wagte sich mehr hierher und die Investoren hielten sich von der Stadt fern. Es gab auch die sogenannte 'Grenzschlacht' - jeder dachte, unsere Gegend sei ein Kriegsgebiet.

Ich bin nun seit 22 Jahren Bürgermeister. Ich entwickle den Ort nun seit 22 Jahren - unsere Zukunft war düster."
Wie wärs mit Urlaub in Morahalom?

Laut Bürgermeister war es nur die Entscheidung von Ungarns Fidez Regierung, die Erlaubnis für den Bau eines 175km langen Stacheldrahtzaunes um das Land herum zu geben, dass die Probleme wieder weg gingen.

Der von der ungarischen Regierung gebaute Stacheldrahtzaun ist nach Ansicht des Ortes das einzige, was den Migrationsfluss in die EU hinein beendet hat. Der Bürgermeister sagte:

"Die Migranten strömten durch den gesamten 30km langen Grenzabschnitt. Als sie dann den Zaun bauten wurde der Menschenfluss umgelenkt und als er fertig war hörte es auf.

Ohne ihn gäbe es heute in Deutschland und Europa drei bis vier Millionen mehr Migranten, die ganze Stadt wäre weggezogen und die Situation von letzem Sommer würde unvermindert weiter gehen."

Nun da Ungarn dieses Wochenende das Referendum abhalten wird sind der Bürgermeister und viele seiner Bürger noch immer verärgert über die Bürokraten in Brüssel, die sie genau dann völlig im Stich liessen, als sie Hilfe am drängendsten brauchten.

Die Regierung gibt ihnen nun die Wahl, ob sie die aufoktroierten Migrantenquoten akzeptieren wollen, oder nicht - und die Umfragen zeigen, dass das Land wahrscheinlich nein sagen wird. Er sagte:

"Die Europäische Union verhielt sich so als wäre sie gar nicht da. So weit ich weis sind wir Bürger dieser EU. Wir dachten über eine Beschwerde vor Gericht nach, weil die EU sich geweigert hat uns zu beschützen, was eigentlich ihre Aufgabe ist - und wir haben ein Recht auf Sicherheit und Privateigentum.

Die Hauptverantwortung trägt die Kommission, die zur Situation und ihrem Vorgehen völlig irrelevante Fakten von sich gab.

Uns ist klar, dass Juncker macht, was Frau Merkel ihm sagt, davon waren wir nicht überrascht. Frau Merkel sagt, was getanzt wird und Herr Juncker tanzt das angesagte, und keiner von den beiden kam je in unsere Gegend, um sich die Sache anzusehen.

In all den Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich mal in einem Kriegsgebiet enden würde. Man sollte meinen, es wäre nichts, wovor man sich zu fürchten hätte, aber wir können einfach nicht in so einer Situation leben."

Laut Bürgermeister werden in seinem Verantwortungsbereich 80 Prozent der Leute mit der Regierung stimmen und lehnen die Migrantenquote ab, da sie ihnen von der Europäischen Union aufgezwungen wurde.


Im Original: INVASION: The untold story of the town almost WIPED OUT by the migrant crisis