Ein führender Diplomat meint, die EU habe mit zu "wenig und zu spät" auf die Krise reagiert. Von Ian Drury für www.DailyMail.co.uk, 30. März 2017
In Libyen warten nuun über eine Million Migranten "in der Pipeline" auf eine Überfahrt nach Europa, wie ein führender Diplomat warnte.
Joseph Walker-Cousins, der ehemalige Botschafter im Konsulat von Benghazi sagte, die Flüchtlinge würden sich im kriegszerrissenen Land sammeln, wo sie sich auf der Flucht vor Konflikten und Armut einfanden.
Kriminelle Schleuserbanden verdienen Milliarden am Abkassieren großer Summen für das Schleusen der Migranten in seeuntauglichen Schlauchbooten über das Mittelmeer.
Herr Walker-Cousins griff dabei auch den Seerettungsdienst der EU an, der es nicht schafft, die Zahl der Personen zu reduzieren, die sich auf die gefährliche Reise über das Meer begeben und dabei sterben.
Er sagte, Operation Sophia - mit der die Migration von Libyen in das benachbarte Italien gesteuert werden soll - sei ein "Anreize schaffender Fehler," der für die Tode verantwortlich sei.
Er sagte, damit würden nur kriminelle Banden ermuntert, schutzlose Flüchtlinge in überflüllte und gefährliche Boote zu setzen, da sie das Wissen haben, falls es zum Kentern kommt, dann kommen EU Schiffe zur Rettung der menschlichen Fracht.
Seine Einschätzung wird die Bedenken gegenüber der schlimmsten Migrationskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nur verschärfen.
In diesem Jahr ertranken bereits etwa 600 Migranten.
Herr Walker-Cousins, der ein führendes Mitglied der Denkfabrik Institut für Staatsführung ist, äußerte seine Einschätzung beim Vortragen von Beweisen im britischen Oberhaus vor dem Unterkommittee zu EU Angelegenheiten.
Er sagte, der Zusammenbruch der funktionierenden Regierung in Libyen führte zum Zusammenbruch der Grenzkontrollen - was bedeutet, dass Migranten aus ganz Afrika in einem verzweifelten Versuch, nach Europa zu gelangen, an die dortige Küste strömten. Er sagte:
"Bis zu einer Million Migranten, wenn nicht mehr, befinden sich gerade in der Pipeline.
Sie werden eine lange Zeit brauchen, um sich durch diese Pipeline zu arbeiten, diese aber ist sehr gut ausgebaut."
Die EU hat "zu wenig und zu spät" reagiert, um die Krise zu bekämpfen. Der Fokus hätte darauf liegen sollen, Libyens 1.400km lange Landgrenze im Süden zu kontrollieren, anstatt zu versuchen mit den Migranten fertig zu werden, wenn sie an der Mittelmeerküste ankommen, 'die nur einen Steinwurf von ihrem eigentlichen Ziel entfernt liegt'.
Es hätte mehr gebraucht, um eine politische Lösung für das nordafrikanische Land zu finden, das in einen Bürgerkrieg gestürzt wurde und nach dem Ende von Oberst Gadaffi, der 2011 von einer US geführten Koalition abgesetzt wurde, Milizgewalt erlebt. Herr Walker-Cousins sagte:
"Erst dann können wir mit dem Wiederherstellen der Grenzsicherheit an den Landgrenzen beginnen und die gewünschten Ergebnisse erzielen, die im Stämmen des Migrantenflusses besteht und dem Verhindern, dass sie sich in die Gnade dieser grausamen und mitleidslosen Schleuser begeben."
Er äußerte sich kritisch gegenüber dem Versagen der westlichen Regierungen, drunter Großbritannien, die es nicht schafften "Führungsstärke" zu zeigen nachdem Zusammenbruch des Gadaffi Regimes. Er sagte:
"Ich will nicht sagen, dass es ein Machtvakuum gibt, aber diese Art von Geschehnissen und das Beherrschen Lage in Libyen scheinen heute nicht mehr so zu existieren, wie das früher der Fall war.
Niemand will das wirklich machen - es ist immer die Aufgabe von jemand anderem"
Das Außenministerium sagte, sie würden daran arbeiten, das libysche Schleusergeschäft zu zerschlagen und hätten bereits 414 Boote zerstört und 109 Schleuser verhaftet.
Offizelle gaben aber zu, dass die Entscheidung zur Zerstörung der Schleuserboote nur dazu führte, dass die Flüchtlinge in noch seeuntauglichere Boote gesetzt werden.
Die Zahl der Migranten, die Südeuropa über das Meer erreichen, fiel im letzten Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und der EU Grenzbehörde Frontex um fast zwei Drittel.
Im Jahr 2016 haben etwa 364.000 Menschen auf der Suche nach Arbeit oder Schutz das Meer überquert verglichen mit über einer Million im Jahr davor.