Samstag, 26. November 2016

Terrorverdächtigen der Anschläge von Paris und Brüssel wurde britische Sozialhilfe gezahlt, obwohl sie bereits untergetaucht waren

Sozialhilfe für Terrorisen: Kreative Interpretation von "Teilhabe"

Von Martin Evans und Lexi Finnigan für www.Telegraph.co.uk, 24. November 2016


Die Dschihadisten, denen vorgeworfen wird, mit Bomben und Schusswaffen die Anschläge in Paris und Brüssel durchgeführt zu haben, verwendeten britische Sozialhilfezahlungen, um den internationalen Terrorismus zu finanzieren, wie eine Gerichtsanhörung ergab.

Mohamed Abrini - der als "der Mann mit dem Hut" bekannt wurde erhielt nach den Anschlägen am Brüssler Flughafen im März in Birmingham  von zwei Männern 3.000 Pfund, bevor er nach Paris flog und verschwandt.

Er wurde geschickt, um das Geld von Abdelhamid Abaaoud einzusammeln, dem zur Last gelegt wird, einer der Rädelsführer der Anschläge in der französischen Hauptstadt gewesen zu sein, bei denen nur wenige Monate danach 130 Menschen ermordet wurden.

Der 26 Jahre alte Zakaria Bouffassil aus Birmingham steht im Verdacht, das Geld übergeben zu haben, das er zuvor vom Bankkonto von Anouar Haddouchi abgehoben hat, der einen belgischen Pass besitzt, und der mit seiner Frau in den Westmidlands von Sozialhilfe lebte.

Das Krongericht von Kingston hörte sich an, wie tausende Pfund an Steuerzahlergeld auf Haddouchis Konto eingezahlt wurden, und das selbst dann noch, als er bereits in Syrien war und für den Islamsichen Staat kämpfte.

Herrn Bouffassil, 26, der ursprünglich in Belgien lebte, wird vorgeworfen, Abrini im letzten Juli während eines verdeckten Treffens in einem Park in Birmingham eine große Summe Bargeld gegeben zu haben.

Er wurde dabei von Mohamed Ali Ahmed begleitet, der die Vorwürfe bereits gestand.

Am Eröffnungstag ihres Verfahrens hörten die Geschworenen, wie einige der berüchtigsten und gesuchtesten Terroristen Europas britisches Steuerzahlergeld für ihre Aktivitäten in Syrien und anderswo missbrauchten.

Der Ankläger Max Hill sagte:

"Es gibt keine Zweifel, dass das Geld mit der Absicht übergeben wurde, damit den Terrorismus zu unterstützen.

Die Absicht könnte nicht deutlicher sein. Haddouchi verliess Großbritannien, um in Syrien für den IS zu kämpfen. Abrini wiederum sammelte in Großbritannien das Geld ein.

Das Ziel des Geldes war Syrien und insbesondere der IS und es war bestimmt für Haddouchi selbst, oder für andere Kämpfer. Mit anderen Worten: Das Geld wurde an Abrini in der Absicht übergeben, andere beim Begehen von Terrorakten zu unterstützen."

Herr Hill erklärte, dass Haddouchi Großbritannien im Sommer 2014 in Richtung Syrien verliess. Er sagte dem Gericht:
"Auf seinem Bankkonto waren damals mindestens 7.000 Pfund. Die Zahl variierte, da noch immer Sozialhilfezahlungen auf das Konto eingingen und das selbst dann, als Haddouchi bereits aus dem Land war."

Er sagte, das Geld wurde zwischen dem 30. Mai 2015 und dem 23. November 2015 sukzessive vom Konto abgehoben.

Das Gericht hörte auch, wie Abrini, der aus dem berüchtigten Molenbeekviertel in Brüssel stammt, dass er Anfang 2015 nach dem Tod seines Bruders, der für den IS kämpfte, über die Türkei nach Syrien reiste.

Als er dort war traf er Abaaoud, wobei er behauptet, dass der ihn fragte, ob er nach Birmingham reisen könne, um Geld von einer Kontaktperson entgegenzunehmen.

Das Gericht hörte, dass er am 9. Juli letzten Jahres nach Heathrow flog und dann in einem Hotel in Paddington übernachtete, bevor er per Bus nach Birmingham fuhr.

Dort angekommen bat er einen Taxifahrer, ihn zu einem "billigen Hotel in der Moslemgegend" zu bringen, wo er dann auf die Kontaktaufnahme wartete.

Nach drei Tagen in den Westmidlands wurde Abrini mitgeteilt, im Small Heath Gebiet der Stadt in einen Park zu gehen, wo er zwei Männer treffen sollte. Herr Hill beschrieb das Treffen folgendermaßen:
"Er wartete etwa 10 Minuten lang bis eine Person ankam. Die Person sagte ihm, dass er ihm folgen soll, wobei er einen Abstand von 10 bis 15 Metern einhalten solle.

Er folgte der Anweisung. Sie durchquerten den Park, verliessen ihn und überquerten eine Brücke, die über eine Strasse führt.

Nach der Brücke gingen sie in einen kleinen Wald. Dort wartete die zweite Person und gab ihm das Geld."

Abrini sagte, Boufassil teilte ihm mit, dass es so lange dauerte, das Treffen zu organisieren, da er "Rücksprache mit Syrien" halten musste, um sicherzugehen, dass er kein Betrüger ist.

Das Gericht hörte dann, dass Abrini Stunden nach der Geldübergabe das Grosvenor Kasino in Birmingham besuchte, wo er mit seinem Handy ein Foto des Spielautomaten machte.

Herr Hill sagte, das unmittelbare Verwenden des Geldes ist "kein Teil der gerichtlichen Vorwürfe" gegen Boufassil und auch wenn Abrini etwas von dem Geld im Kasino verspielte, "es die Vorwürfe nicht betrifft". Er erklärte:
"Selbst Terroristen geben Geld für Essen und Trinken aus, ob es in einem Kasino oder sonstwo ist."

Abrini reiste dann nach Manchester weiter, wo er die Nacht verbrachte, bevor er einen Flug nach Paris nehmen wollte.

Als er allerdeings bemerkte, dass es keine Direktflüge gibt, fuhr er mit dem Bus zurück nach Birmingham, bevor er dann am 16. Juli Großbritannien wieder verliess.

Im März diesen Jahres wurde Abrini auf einer Überwachungskamera festgehalten, als er neben Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui herlief, die kurz darauf am Brüssler Flughafen in Koffern versteckte Bombem zur Explosion brachten und dabei 12 Personen ermordeten.

Weitere 20 Menschen starben weniger als zwei Stunden später bei einem Anschlag auf die Maalbeck U-Bahnhaltestelle.

Den Geschworenen wurde auch mitgeteilt, dass er im Zusammenhang mit den Anschlägen im Paris letzten November ebenfalls von den französischen Behörden gesucht wird.

Boufassil streitet die Schuld ab, dass er Terrorakte vorbereitet hat, weshalb die Verhandlung weitergeführt wird.


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Im Original: British benefits payments used to fund Paris and Brussels attack suspects' campaign of terror, court hears